: Türkei: Linke verhaftet
■ Gründungsmitglieder einer Sozialistischen Partei in der Türkei verhaftet / Ihnen drohen fünf bis zehn Jahre Knast
Istanbul (taz) - Zeitgerecht - die Wiederankunft des US– Kriegsschiffes Missouri im Istanbuler Hafen nach 40 Jahren wird gefeiert und die NATO–Parlamentarier tagen in Istanbul - wurden gestern drei prominente Wortführer der türkischen Linken verhaftet. Nach dem Willen der Staatsanwaltschaft beim Staatssicherheitsgericht Ankara sollen sie entsprechend Paragraph 142 des türkischen Strafgesetzbuches für fünf bis zehn Jahre in den Knast. „Mit Zuchthaus von fünf bis zehn Jahren wird bestraft, wer in der Absicht irgendeine der wirtschaftlichen und sozialen Grundordnungen des Staates umzustürzen, Propaganda treibt“, schreibt das Gesetz. Die Verhafteten waren maßgeblich an den Diskussionen um die Gründung einer sozialistischen Partei beteiligt. Ihnen wird vorgeworfen, auf einer Podiumsdiskussion, die vor dreieinhalb Monaten stattfand, jene umstürzlerische Propaganda in ihren Redebeiträgen betrieben zu haben. „Innerparteiliche Demokratie in einer sozialistischen Partei“ war Gegenstand der Podiumsdiskussion. Die Verhaftungen sind offensichtlich als Warnung gegen das Gründungsprojekt einer sozialistischen Partei zu verstehen. Die Verhafteten gehören zu den aktiven Gründungs–Koordinatoren. Halil Berktay ist Mitarbeiter der linken Zeitschrift Sacak, Cenan Bicakci ein sozialistischer Gewerkschafter. Auch gegen Zungur Savran, der der Gründung einer sozialistischen Partei skeptischer gegenübersteht, wurde auf Grund seines Redebeitrages auf der Podiumsdiskussion Haftbefehl ausgestellt. Er ist Redaktionsmitglied des unabhängigen marxistischen Theorieorgans Die elfte These. Ömer Seven
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen