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Großzügiger Elch aus Schweden

■ Freiburger Öko–Institut erhält den Hauptpreis von IKEA

Frankfurt (taz) - Die IKEA–Stiftung, ausgestattet mit einem Grundstockvermögen von zehn Millionen DM, hat ihren „Verbraucherpreis“ 86 vergeben, mit dem „Bemühungen im Dienste des Verbrauchers“ honoriert werden sollen. In diesem Jahr gehen 20.000 DM aus dem insgesamt 50.000 DM fassenden Preisgeldtopfes an das Öko–Institut in Freiburg; die restlichen 30.000 DM teilen sich Siegfried Rettich (Direktor der Rottweiler Stadtwerke) und Hans–Herrmann Bethcke, Leiter des Schlachthofes in München. „Bei IKEA steckt was dahinter; ein ausgeklügeltes System nämlich“, meinte die Firma in ihrem Katalog 85/86. Selbstverständlich kennen die „Elche“ aus Schweden ihre Käuferschichten genau. Die „Szene“, die noch vor Jahren im Sperrmüll hauste, räkelt sich nämlich mit sprunghaft ansteigender Tendenz auf den „GIMO“–Sesselelementen oder liebt sich in „LARVIK“–Betten aus massiver Birke. Und wer nicht zumindest ein IKEA–Regal - „IVAR“ oder „BILLY“ - an der WG–Wand stehen hat, gehört schon zum Establishment. Mit der Verleihung des Verbraucherpreises 86 an das Öko–Institut trägt die IKEA–Stiftung dieser Entwicklung voll Rechnung. Nach Tschernobyl setzen die Absatzstrategen des „unmöglichen Möbelhauses“ auf die ökologisch–bewußten Käuferschichten, respektive auf die Grün–Wähler. Der um „Menschen“ werbende Johannes Rau sollte sich am nordischen Wappentier Elch eine Scheibe abschneiden. Die guten Leute vom Öko–Institut sollten dagegen keine Skrupel haben, das Preisgeld einzusacken, denn IKEA erwartet, daß man „mitmacht“. Doch nachdem die Champagnerflaschen geleert sind, könnte das Institut ja mal - so ganz nebenbei - die Elch–Möbel unter die Lupe nehmen, „wg.“ Formaldehyd. Vielleicht reichen dafür die 20.000 DM aus. taz intern taz intern taz intern

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