Machtkampf auf Raten?

■ Zu Aquinos Krisenmanagement

Corazon Aquino hat die Regeln des politischen Überlebens gelernt. Statt sich gutmütig zum Spielball konfligierender Interessen machen zu lassen, hat sie am Sonntag mit der Entlassung des gesamten, in sich zerstrittenen Kabinetts zum ersten Mal die Flucht nach vorn angetreten. Ein Sieg auf der ganzen Linie, so scheint es: der Putsch ist abgewendet, „bad boy“ Enrile gefeuert, ein absolut loyaler Verteidigungsminister gewonnen. War die alte Ministerriege ein von rechts bis links–liberal gesprenkelter Haufen von Individuen, denen Aquino aus den verschiedensten Gründen persönlich verpflichtet war, so könnte jetzt ein funktionsfähiges Team zusammen gestellt werden, das die Probleme des geplagten Landes vereint angeht. Könnte. Wenn da nicht Generalstabschef Ramos wäre, der sich - für viele überraschend - in der Krisennacht eindeutig hinter die Präsidentin stellte, nachdem er ihr zwei Tage zuvor energisch eine Regierungsumbildung ans Herz gelegt hatte. Die kommenden Tage und die neuen Minister werden zeigen, wie hoch der Preis für Ramos Loyalität ist, ob nur Köpfe rollen oder auch Positionen gekippt werden. Zur Disposition stehen vor allem die Konzepte des bisherigen Arbeitsministers, der bei der Unternehmerfraktion im Kabinett als gewerkschaftsfreundllch verschrieen war, oder die des Aquino–Beraters Joker Arroyo, der für Flexibilität bei den Friedensverhandlungen plädierte. Die Folgen für den seit siebzehn Jahren andauernden Guerilla–Krieg wären verheerend. Ist der versprochene Neuanfang eine Chance für die Philippinen oder ein Machtkampf auf Raten? Das ist hier die Frage. Ninja Boschmann