piwik no script img

Die Contra debattiert ihre Zukunft

■ In Costa Rica trifft sich die Contra zu einer politischen Konferenz / Auf dem Programm: Zukünftiges Grundgesetz und Bündnis mit dem „Oppositionsblock des Südens“

San Jose (wps/afp/taz) - In der Hauptstadt von Costa Rica trafen am Montag 28 Vertreter der „Nicaraguanischen Oppositionsunion“ (UNO), der politischen Organisation der Contra, zu einer Versammlung ein. Wie UNO–Sprecher in San Jose mitteilten, geht es dabei um den Versuch, den antisandinistischen Widerstand zu vereinigen, um optimalen Nutzen aus der Militärhilfe der USA in Höhe von 100 Millionen Dollar zu ziehen. Geplant ist ein Unionspakt mit dem von Alfredo Cesar, einem ehemaligen Verbündeten des Ex–Guerillaführers Eden Pastora, geleiteten „Oppositionsblock des Südens“ (BOS). Cesar hatte bislang ein Zusammengehen mit der UNO und der von somozistischen Offizieren geführten FDN (Contra), abgelehnt, aber mit Alfonso Robelo, einem der drei Führer der UNO, eng zusammengearbeitet. Auf der Versammlung in San Jose, bei der auch einige Funktionäre des US– Außenministeriums und der US– Botschafter in Costa Rica anwesend sind, soll zudem der Entwurf eines Grundgesetzes debattiert werden, das nach einem etwaigen Sturz der sandinistischen Regierung in Kraft treten soll. Reportern gegenüber erklärte Arturo Cruz, Mitglied des UNO– Triumvirats, daß nun auch ein „Ausgleich“ innerhalb der UNO anstünde. Offensichtlich verwies er damit auf die Rivalitäten mit Adolfo Calero (FDN–Präsident und als solcher ebenfalls im UNO– Triumvirat). Bislang war die Contra–Hilfe zum überwiegenden Teil direkt über Calero an die FDN geflossen. Calero und auch der Kommandant der FDN–Contra, Enrique Bermudez, erschienen nicht auf dem Kongreß. Costa Rica hatte ihnen die Einreise verweigert. Zwischen Calero und Bermudez, den Führern der FDN, einerseits und Cruz und Robelo, die beide nach Somozas Sturz zunächst der Regierungjunta angehörten, andererseits bestehen seit langem Differenzen. „Wir haben es mit einer unakzeptablen Gegenwart zu tun“, erläuterte Cruz auf der Versammlung in deutlicher Anspielung auf seine Mitstreiter somozistischer Herkunft, „aber wir dürfen auch nicht zu einer Vergangenheit zurückkehren, die ebenfalls inakzeptabel ist. Laßt uns vorwärts schreiten, auf einem dritten Weg.“ Cruz und Robelo hatten sich anfänglich geweigert, der FDN beizutreten, da sie eine Zusammenarbeit mit Kräften der gestürzten Diktatur ablehnten. Im Juni 1985 schlossen sie sich ihr dann doch an - im Rahmen der UNO, die bislang eher diplomatische Fassade als politischer Arm der Contra ist. Allerdings mißt die US–Administration bei ihrem Bemühen, die Contra international aufzuwerten, der UNO große Bedeutung zu. Nicaragua hat am Montag bei der costaricanischen Regierung gegen die Versammlung der UNO protestiert. Bei dem Treffen gehe es um die Möglichkeit der Bildung einer „provisorischen Regierung“ und die Planung einer „bewaffneten Offensive gegen Nicaragua mit dem Ziel, seine Regierung zu stürzen“, hieß es in der Note des Außenministeriums in Managua. Die Tatsache, daß die costaricanische Regierung diese Versammlung genehmigt habe, stelle eine „offene Einmischung in die inneren Angelegenheiten Nicaraguas“ dar. Vor vier Monaten hatte Nicaragua beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Costa Rica und Honduras geklagt, da diese Länder ihre Staatsgebiete den antisandinstischen Contras zur Verfügung stellten. thos

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen