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Heusner–Bewohner besetzten Bühne

■ Bochums Theaterintendant erlaubte ehemaligen Bewohnern des Heusner–Viertels Demonstration von der Bühne / Oberstadtdirektor droht „rechtliche Konsequenzen“ an / Intendant bleibt gelassen

Aus Bochum Hanne Eckart

Die Premiere von Koltes „Quai West“ am vergangenen Mittwoch im Bochumer Schauspielhaus begann mit dem Ausfall der Bühnenbeleuchtung. Da erschienen, wie vom Himmel gesandt, die 34 Exbesetzer des Bochumer Heusner– Viertels und verkürzten dem Premieren–Publikum die Wartezeit. Die Truppe, seit dem Abriß ihrer Häuser in der vergangenen Woche obdachlos, war gerade mal wieder aus dem Polizeigewahrsam entlassen worden. Hatten sie doch eben erst mit der Besetzung eines städtischen Hauses versucht, ihrer akuten Wohnungsnot ein Ende zu bereiten. Bochums neuer Theaterchef Frank– Patrick Steckel, zeigte Verständnis für die Heusner–Leute und gestattete ihnen, ihr Anliegen vorzutragen. Der im Publikum anwesende Oberstadtdirektor Herbert Jahofer beschimpfte die ungebetenen Gäste und drohte mit „Konsequenzen“, weil Steckel seiner ausdrücklichen Anweisung, die Gruppe rauszuschmeißen, nicht Folge geleistet hatte. Als die obdachlosen Hausbesetzer dann noch in einer leeren Kaffeedose Spenden sammeln konnten, reichte es dem Verwaltungschef: Er verließ das festliche Haus. Am Donnerstag tagte erst einmal der Hauptausschuß der Stadt. Steckels Verhalten sei eine „Sauerei sondergleichen“, meinte der SPD–Fraktionsvorsitzende Heins Hossiep und erklärte, daß man „solche Leute“ in unserer Stadt nicht brauche. Dem Oberstadtdirektor Jahofer (SPD), Steckels Dienstvorgesetzten, wurde nahegelegt, dessen Vertrag bis zur Klärung auszusetzen. Im Schauspielhaus wird die ganze Angelegenheit bislang gelassen gesehen. Wie aus Steckels Sekretariat zu erfahren war, verfolge man die städtischen Polemiken in der Lokalpresse und fühlte sich nicht weiter beunruhigt. Schließlich habe der Intendant einen Fünf–Jahresvertrag.

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