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Israel: Soldaten erschossen Demonstranten

■ Schwere Zusammenstöße in der von Israel besetzten Westbank / Besatzungstruppen vertrieben Studenten, die gegen israelischen Angriff auf Sidon protestierten / Palästinensische Organisationen bezichtigen Amal–Milizen der Kooperation mit Israel und den USA

Jerusalem/Sidon (ap/afp) - In der von Israel besetzten Westbank ist es am Donnerstag zu den schwersten Zusammenstößen zwischen Soldaten und Studenten seit zwei Jahren gekommen. Im Anschluß an eine Sitzblockade vor der Universität Bir Zeit aus Pro test gegen israelische Angriffe im Libanon wurden nach offiziellen Angaben drei Studenten erschossen und mehr als 20 verletzt. Ein Sprecher der israelischen Besatzungsarmee teilte mit, die Soldaten hätten versucht, die etwa 200 Demonstranten mit Tränengas zu vertreiben. Nachdem die Studenten daraufhin mit Steinen geworfen hätten, sei zuerst in die Luft und dann auf die Beine der Demonstranten geschossen worden. Vor der etwa 40 Kilometer nördlich von Jerusalem gelegenen Universität war im November 1984 bei antiisraelischen Demonstrationen ein Student erschossen worden. Nach Angaben des israelischen Rundfunks kam es in Ramallah zu Protestaktionen von Palästinensern, die sich auch gegen die schiitische Amal–Bewegung richteten. Deren Milizen liefern sich zur Zeit in Libanon heftige Gefechte mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO). Die Demonstranten beschuldigten Israel, die Kämpfe provoziert zu haben. Anlaß der Demonstrationen war ein Angriff israelischer Schnellboote am Donnerstagmorgen auf palästinensische Flüchtlingslager nahe der südlibanesischen Hafenstadt Sidon. Nach Angaben der libanesischen Polizei wurden verschiedene Ziele in Brand geschossen. Drei Schnellboote seien vor der Küste aufgefahren und hätten mindestens 50 Raketen gegen die Lager Ein al– Hilweh und Mieh Mieh abgefeuert. Auch in den Bergen oberhalb der beiden Lager und in der nahegelegenen Ortschaft Sirobieh seien Ziele beschossen worden. Unterdessen haben in Damaskus drei palästinensische Organisationen alle „fortschrittlichen Kräfte“ aufgerufen, den „Kampf des palästinensischen Volkes zu unterstützen“. Die schiitische Amal–Miliz wurde beschuldigt, im Dienst der USA und Israels zu stehen. Unterzeichner des Kommuniques waren die „Demokratische Front zur Befreiung Palästinas“, die „Volksfront zur Befreiung Palästinas“ unter Georges Habache und die Kommunistische Palästinensische Partei.

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