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Mit schwarzem Gold für grüne Wähler

■ Duisburger Energieforum der NRW–Grünen serviert der Parteibasis bekannte Argumente / Eckard Stratmann bietet der Ruhrkohle AG „Bündnis“ von Kohl und Grünen gegen die Atomenergie an / Bergbau soll Arbeitsplätze schaffen

Aus Duisburg Petra Bornhöft

Bekanntlich führen die Grünen keinen Wahlkampf, sondern „machen kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit“. So versammeln sich am selben Tag etwa 400 Menschen in der Duisburger Mercatorhalle nicht etwa zur nordrhein–westfälischen Auftaktveranstaltung, sondern zum „internationalen Energieforum der Grünen NRW“. Ein Redner indes mag sich der Sprachregelung nicht unterwerfen. Otto Schily begrüßt die anwesenden „Damen und Herren“, vornehmlich von der Parteibasis, mit den Worten: „Diese Veranstaltung ist exemplarisch für unseren Wahlkampf. Wir versuchen, argumentativ aufzutreten.“ Damit hat der respektable Bundestagskandidat nicht unrecht. Deutsche, amerikanische und dänische Wissenschaftler argumentieren (wenig originell) für die Machbarkeit einer Energieversorgung ohne Atomstrom. Im Pressebüro liegen gottseidank die Reden, ein Stapel von stattlichen 1,8 Zentimetern Dicke, zu Legenden und Wirklichkeit der Energiepolitik, zur Einsparung von Stromkapazität, alternativen und regenerativen Energien. Sensationsträchtige Neuigkeiten seien ohnehin nicht zu erwarten gewesen, die Veranstaltung diene dem „Multiplikatoreffekt“, heißt es auf den Gängen. Im Saal kritzeln derweil grüne Aktivisten emsig Zahlenkolonnen und Merksätze aufs Papier. Allzu verständlich, daß die Grünen im politischen „Stammland“ von Johannes Rau besonders ringen um eine Position zum ökologisch bedenklichen Bergbau in den Braunkohlerevieren, im Ruhrgebiet und dem künftigen Kohlenpott im Münsterland. Deshalb auch ist eines von drei Foren der „rationellen und umweltschonenden Kohlenutzung“ gewidmet. Kraftwärmekopplung und Kraftwerke mit zirkulierender Wirbelschichtfeuerung lauten die Stichworte der Wissenschaftler. Eckard Stratmann, auf dem aussichtsreichen Platz 8 der Landesliste postiert, geht ins Politische. Er macht sich insbesondere Sorgen um die Zukunft des krisengeschüttelten Steinkohle–Bergbaus. Auf die „umweltschädliche und -zerstörerische nationale Energiereserve“ sei die Bundesrepublik „noch Jahre angewiesen“. Daher plädiert die Öko–Partei für ein „Stufenkonzept“: Sicherung der Steinkohleförderung durch kurzfristiges Abschalten der Atomkraftwerke und eine Importabgabe der Unternehmen, danach ein „Umbau der Subventionspraxis zugunsten alternativer Energiequellen“ und langfristig eine Einschränkung der Förderkapazitäten. Auf der Suche nach Ansprechpartnern gibt Stratmann sich nicht gerade zimperlich. So bittet er einen anwesenden Mitarbeiter der Ruhrkohle AG (RAG), dem Konzernvorstand folgendes „Bündnisangebot“ zu unterbreiten: „Wir bieten der RAG Unterstützung an im Kampf gegen ihre Feinde, die Importkohle und die Atomenergie. Dafür möge die RAG uns unterstützen im Kampf gegen Umweltfeinde. Auf unseren Briefbögen steht die Kontonummer zwecks Spenden.“ Auch wenn diese Offerte vielleicht nicht ganz ernst gemeint war, „etwas arg geschmacklos“ sei sie schon, urteilt die leicht pikierte Mehrheit der Zuhörer. Daß die Grünen möglicherweise ernstzunehmende Bündnispartner im Bergbau finden könnten, darauf deutete Prof. Dr. Helmut Spitzley, Uni Bremen, hin. Der Arbeitswissenschaftler zitiert aus unveröffentlichten Papieren der IG Bergbau und Energie (IGBE). Nach Schätzungen der einst strammen Atombefürworter arbeiten bei den AKW–Herstellern weniger als 5.000 Personen an „kernenergiespezifischen Arbeitsplätzen“. Die Angestellten bei Betreibern und Aufsichtsbehörden könnten, so Spitzley, jahrelang mit der Stillegung der Reaktoren beschäftigt werden. Bemerkenswert, daß in der IGBE Berechnungen kursieren, wonach allein bei einer „konventionellen Ersatzstrategie“ für AKWs (stärkere Auslastung von Kohle, Öl und Gas bei gleichbleibendem Stromverbrauchsniveau), 25–30.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Prof. Spitzley vermutet gar, daß mit einer „Strategie der intelligenten Energienutzung“ 330.000 Dauerarbeitsplätze bis zum Jahr 2000 entstehen könnten. Dementsprechend appelliert Joschka Fischer an die Gewerkschaften, sich „an die Spitze der Abschaltbewegung für die größte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme und Umweltsanierung zu setzen“. Viel Zustimmung erhält der Minister mit dem „schwierigsten Job für einen Grünen“. Nach seiner offensiven Rede erscheint es überflüssig, daß Otto Schily beifallheischend dem Mann von der Müllfront bescheinigt, er leiste „hervorragende Arbeit“. Sollte diese Veranstaltung tatsächlich als „exemplarisch für grünen Wahlkampf“ gelten, dann werden in den kommenden Wochen Männer das Wort führen.

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