: Kein Währungsabkommen zwischen Bonn und Washington
■ „Privater Meinungsaustausch“ zwischen Stoltenberg und Baker über internationale Währungsproblematik / Amerikanische Rücksichtnahme auf Vorwahlsituation
Kiel (AP/taz) - Zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten wird es vorläufig nicht zu einem Währungsabkommen oder einer Vereinbarung über Zinssenkungen kommen. Das ist das Fazit eines Gesprächs, das die Finanzminister der Bundesrepublik und der Vereinigten Staaten, Gerhard Stoltenberg und James Baker, am Samstag in Kiel führten. Wie es im Anschluß an die als „persönliches Treffen“ charakterisierte Begegnung hieß, erörterten beide Minister die wirtschaftliche und finanzielle Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten westlichen Industrienationen. Ein Sprecher der Bundesbank hatte auf Anfrage bestätigt, daß die Frankfurter Währungshüter - weder Präsident Karl Otto Pöhl noch andere Mitglieder - nicht in das Gespräch eingeschaltet worden seien. In Währungsfragen arbeiten Bundesbank und das Bonner Finanzministerium ansonsten eng zusammen.Stoltenberg und Baker weigerten sich, vor Journalisten zu der Frage Stellung zu nehmen, ob es etwa nach den Bundestagswahlen zu einem Währungsabkommen zwischen Bonn und Washington kommen werde. Der deutsche Finanzminister sagte aber, daß im kommenden Jahr vertieft über die internationalen Handelsbeziehungen gesprochen werden müsse. Beide Minister schlossen in ihren Meinungsaustausch auch die Vorbereitungen für die Tagung des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank im Frühjahr in Washington ein. Baker hatte am Freitag an dem jähr lich stattfindenden Minister–Gesräch der EG–Staaten und der USA teilgenommen. Hintergrund des Treffens in Kiel ist das Währungsabkommen zwischen den USA und Japan über Wechselkurse und Konjunkturpolitik. Dem Vernehmen nach legt Japan Wert auf eine ähnliche Vereinbarung zwischen Bonn und Washington, weil es Sorge hat, eine weitere einseitige Abwertung des Dollar gegenüber der Mark könnte das Verhältnis zwischen Mark und Yen zum Nachteil des Yen verändern. Dies habe Japan veranlaßt, die USA zu Gesprächen mit der Bundesrepublik zu drängen. In Bonn gilt es jedoch als sicher, daß die Bundesregierung ein solches Währungsabkommen mit den USA nicht abschließen wird.Allerdings wird auch nicht ausgeschlossen, daß Baker erneut von der Bundesregierung Konjunkturhilfe für sein Land erwirken will. Auch wegen der innenpolitischen Schwierigkeiten der US–Regierung im Zusammenhang mit den Waffenlieferungen an Iran sei der parlamentarische Druck, Handelsbeschränkungen zu erlassen, möglicherweise größer geworden. Deshalb wolle die Regierung die Wirtschaftsprobleme in den USA eher durch unterstützende Maßnahmen des Auslands lösen.
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