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US–Doppelspiel im Golfkrieg aufgedeckt

■ CIA versorgt den Irak mit Satellitenfotos über strategisch wichtige Ziele im Iran / Bagdad zu verstärkten Angriffen auf den Iran ermutigt

Washington (taz) - Seit zwei Jahren versorgt der US–Geheimdienst CIA den Irak mit detaillierten Informationen über den Kriegs–Gegner Iran, während gleichzeitig US–amerikanische Waffen nach Teheran verkauft wurden. Dies berichtete am Montag die Washington Post. Unter Berufung auf informierte Kreise schrieb der für die Aufdeckung des „Watergate“–Skandals mitverantwortliche Journalist Bob Woodward, daß die nach Bagdad gelieferten militärischen Daten eine „vitale“ Bedeutung für die Kriegsführung des Irak hätten. Erstmals 1984, als nach Meinung einiger Beobachter eine iranische Groß–Offensive gegen den Irak drohte, soll der CIA über eine Sonderabteilung der US–amerikanischen Botschaft in Bagdad Informationen an das irakische Oberkommando gegeben haben. Diese Informationen wurden durch US–Nachrichtensatelliten oder Aufklärungs–Flugzeuge gewonnen. Offenbar diente das Geheimdienst–Material dazu, irakische Luftbombardements auf vor allem ökonomisch wichtige iranische Ziele vorzubereiten. Um ein ungestörtes Funktionieren des geheimen Kanals zwischen Washington und Bagdad sicherzustellen, traf CIA–Chef Casey während der UN–Vollversammlung im Oktober den irakischen Außenminister Aziz, der sich über den Informationsfluß „glücklich und zufrieden“ zeigte. Bei dieser Gelegenheit ermutigte Casey den Irak zu verstärkten Angriffen auf den Iran. Nach der Aufdeckung der US– amerikanischen Waffenlieferung an den Iran im November forderte die irakische Seite ein weiteres Treffen mit Casey. Fortsetzung auf Seite 6 Nach Darstellung der Washington Post bezeichnete ein namentlich nicht genannter hoher amerikanischer Regierungsbeamter die Golf–Kriegspolitik der Reagan– Administration als einen „zynischen Versuch, ein militärisches Patt hinzubiegen“. Ein Beamter des Weißen Hauses erklärte dazu am Sonntag, die Informationshilfe an den Irak diene lediglich „Verteidigungszwecken“ und solle verhindern, daß eine Seite gewinnt oder verliert! Die von der Zeitung zitierten Quellen berichten, daß nur wenige Stunden nach einem überraschenden Angriff irakischer Flugzeuge auf die über 1.000 Kilometer vom Irak entfernte Öl–Insel Lark im November dieses Jahres US–amerikanische Satelliten–Fotos dem Irak übergeben worden seien. Anhand dieser Aufnahmen sei es möglich, präzise Zielkorrekturen für weitere Angriffe vorzunehmen. Bei diesem Treffen hatte der CIA–Chef zwar keine Entschuldigung parat, dafür versicherte er, daß der Informationsfluß verstärkt werden solle.

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