: Raketen nach Libyen: Justiz ermittelt
■ Deutsche Unternehmen und Max–Planck–Wissenschaftler an Raketenbau in Libyen beteiligt
Karlsruhe (ap) - Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat am Montag Ermittlungen gegen mehrere deutsche Elektonikunternehmen bestätigt, die unter dem Verdacht stehen, illegal Waffen– und Raketenteile nach Libyen geliefert zu haben. Ein Sprecher erklärte, es gehe um die Lieferung „hochtechnologischer Teile“, die sich sowohl für den Einbau in Waffen und Raketen wie auch für andere Zwecke eigneten. Die Illustrierte Stern hatte zuvor gemeldet, Elektronik–Experten und Ingenieure aus der Bundesrepublik hätten unter dem Decknamen „Projekt Ittissalat“ für Libyen Raketen gebaut und Teststarts durchgeführt. Bei den Ermittlungen, an denen dem Bericht zufolge auch die Zollfahndungssstelle Karlsruhe beteiligt ist, gehe es um den Verdacht von Verstößen gegen das Kriegswaffenkontroll– und des Außenwirtschaftsgesetz. Der „Stern“ hatte als mutmaßlichen Organisator des Raketenhandels mit Gaddafi den Elektronik–Unternehmer Helmut Lang aus Grafrath bei München genannt, als Partner den Angestellten des Heidelberger Max–Planck–Instituts für Kernphysik, Hans W. Tron und die ehemalige Bonner FDP–Sekretärin Johanna Gertrud Rech. Ausdrücklich bestätigten die Karlsruher Justizbehörden, daß sie sich auf mehrere Firmen erstrecken. In dem Magazinbericht hieß es, mit Lang zusammen hätten deutsche Techniker und Ingenieure eine Reihe von Raketenstarts auf einem geheimen Übungsgelände in der Tibeti–Wüste im Dreiländereck zwischen Libyen, Tschad und Niger durchgeführt. Der Direktor des Heidelberger Forschungsinstituts, Professor Heinrich Völk, erklärte am Montag auf Anfrage, der Institutsleitung sei davon nichts bekannt. Völk kündigte jedoch Nachforschungen mit dem Ziel an, die Vorwürfe zu klären. Dies gestalte sich allerdings in der Vorweihnachtszeit mit vielen Urlaubern schwierig. Der SPD–Außenpolitiker Karsten Voigt verlangte in Bonn eine „schonungslose Untersuchung“ der Vorgänge. Voigt sagte, die Vorwürfe würden immer lauter, „daß diese kriminellen Rüstungsexporte eine indirekte Folge der von Teilen der Regierungskoalition geförderten neuen Rüstungsexportideologie sind“. Er forderte die Bundesregierung auf, sich von dem Verdacht zu befreien, daß die Rüstungsexporte nach Libyen ebenso wie die Lieferung von U–Boot–Plänen an Südafrika „mit dem Wohlwollen und der Billigung führender CDU/ CSU–Politiker durchgeführt“ worden seien.
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