BHW - neues Dementi

■ DGB–Notverkäufe: Zwang zur Unwahrheit

Wer sein Tafelsilber verkaufen muß, um sich vor der Pleite zu bewahren, dem wird Schweigen zur überlebenswichtigen Tugend. Denn jede öffentliche Äußerung über die Verkaufsabsicht und die dahinterstehende Notlage kostet bares Geld, das man doch so dringend braucht. Die Gewerkschaften, meinte kürzlich der Vorsitzende einer Einzelgewerkschaft vor Journalisten, müßten gerade dann, wenn sie Teile ihres Wirtschaftsimperiums veräußern wollten, jede Verkaufsabsicht abstreiten, jedes entsprechende Gerücht heftig dementieren. Jedes anderslautende Interview eines Spitzengewerkschaftlers, meinte er, koste Millionenbeträge. Die Dementis um den angeblich beabsichtigten Verkauf des Beamtenheimstättenwerks passen in dieses Schema und passen doch wieder nicht. Denn nicht nur der Sprecher der Gewerkschaftsholdig BGAG streitet jede Verkaufsabsicht ab, sondern auch die als Interessenten genannten Käufer, diese dann aber in der Absicht, den Preis unter Ausnutzung der offensichtlichen, durch das Neue–Heimat–Desaster verursachten finanziellen Notlage der BGAG möglichst tief zu drücken. Mögen die Dementis lügen oder nicht: das Dilemma der Gewerkschaftsmanager ist, daß ihnen schon lange niemand mehr so recht glaubt. Martin Kempe