Atomtreffen ohne Italiens Grüne

■ Energiekonferenz der italienischen Regierung soll über Italiens Atomkurs beraten / Grüne lehnen Teilnahme ab, weil nur fünf von 33 Experten Atomkritiker sind / Offener Streit in den Parteien

Aus Rom Werner Raith

Die von der italienischen Regierung für die zweite Januarhälfte nach Venedig einberufene Energiekonferenz, die das Für und Wider der Nuklearwirtschaft und die Chancen von Alternativenergien abwägen soll, droht bereits vor Beginn zu platzen. Da zu den 33 geladenen Experten nur fünf Atomkraftkritiker zählen, haben die Grünen dazu aufgerufen, nicht an der Konferenz teilzunehmen, weil sie „offenbar nur als Alibi dienen soll“. „Fünf von 33 repräsentieren in keiner Weise die mehr als 800.000 Unterschriften, die für die Einleitung des Referendums zum Ausstieg aus der Nuklearenergie gesammelt wurden“, erklärt Grünen–Sprecher Michele Boato. Die Grünen werden deshalb wahrscheinlich mit internationaler Beteiligung während der Atom–Jubelveranstaltung der Regierung gleichzeitig eine Gegenkonferenz abhalten. Inzwischen verschärft sich im Vorfeld der Konferenz von Venedig die Auseinandersetzung um die Abschaltung von Atommeilern immer mehr. In der Sozialistischen und der Kommunistischen Partei herrscht ebenso wie bei den Liberalen offener Krieg zwischen Befürwortern und Gegnern der Nutzung von Kernenergie. Mittlerwile steigen auch die sogenannten Experten in die Bütt: In einem Interview mit der Zeitschrift LEspresso hat der Physik–Nobelpreisträger Carlo Rubia in offener Polemik zur ebenfalls nobelpreisgewürdigten, aber atomkritischen Ärztin Rita Levi– Montalcini die Kernfusion als „einzig zukunftsträchtige Energieversorgung“ dargestellt und alles andere zur „Steinzeitpolitik“ erklärt.