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Wirtschaftsaufschwung geht zurück

■ Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung schätzt die Entwicklung für 1988 „mit Sorge“ ein / Nur 1,5 Prozent Steigerung / Geringer Rückgang der Arbeitslosigkeit / Ausfuhrchancen werden schlechter

Aus Berlin Christoph Albrecht

Mitten hinein in den Schwall regierungsamtlicher Jubelmeldungen über wirtschaftspolitische Erfolge hat gestern das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin eine Prognose für 1987 vorgestellt. Nur noch um 1,5 Prozent soll die bundesdeutsche Wirtschaft in diesem Jahr wachsen, die Entwicklung für 1988 schätzt der DIW–Präsident Prof. Hans–Jürgen Krupp „mit Sorge“ ein. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit wird nur „unter günstigen Annahmen“ um 50.000 Personen betragen, die Zahl der Beschäftigten der DIW–Prognose zwar um 140.000 steigen, aber das Arbeitsvolumen um 0,3 Prozent abnehmen. Allein ein Drittel der neuen Arbeitsplätze wird durch Ersatzeinstellungen in Verbindung mit dem neuen Erziehungsurlaub eingerichtet werden. Die skeptische Grundhaltung für die weitere Entwicklung leitet das DIW gerade auch aus den Erfolgen der Vergangenheit ab: der überbewertete Dollar habe einen solchen Export–Boom ausgelöst, daß der durch den gesunkenen Dollar ausgelöste Exportrückgang nicht durch die gewachsene Binnennachfrage ausgeglichen werden konnte. Mit seiner negativen Einschätzung der Exportentwicklung in diesem Jahr unterscheidet sich das DIW auch am stärksten von anderen Prognosen: Keine Belebung der Exporte in der zweiten Jahreshälfte Das DIW fordert von der neuen Bundesregierung, die Differenz zwischen drei Prozent zusätzlichen Einnahmen und 3,5 Prozent zusätzlichen Ausgaben durch Kredite zu finanzieren und nicht wieder zu Ausgabekürzungen zu greifen. Um die Binnennachfrage anzukurbeln, empfiehlt das Institut, die Möglichkeit des Stabilitäts– und Wachstumsgesetzes zu nutzen und für 1987 eine zehnprozentige Kürzung der Einkommens– und Körperschaftssteuern zu beschließen. Auch für die Gewerkschaften hat das DIW eine Empfehlung: Sie sollten sich bei ihren Tarifabschlüssen auf einen „Verteilungsspielraum zwischen drei und vier Prozent“ einrichten, dann sei eine Preissteigerungsrate von einem Prozent möglich. Doch die werden einen anderen Satz in der Analyse mit besonderer Aufmerksamkeit lesen, daß sich nämlich die Gewinnsituation der Unternehmen „enorm verbessert“ habe, während „die bereinigte Lohnquote (...)auf das Niveau Anfang der sechziger Jahre zurückgefallen ist“.

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