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„Frauen zum Bund“ ferngesteuert?

■ Jugendmagazin Elan berichtet über enge Verbindungen der Vorsitzenden Regina Senft zum Bundesverteidigungsministerium / Frau Senfts Ehemann nennt Elan–Autor einen „Betrüger“

Bonn (taz) - Die Initiative „Frauen zum Bund“ besitzt nach Recherchen des Jugendmagazins Elan „prominente Hintermänner“ im Verteidigungsministerium. Die Vorsitzende der Initiative, Regina Senft, sei demnach keine „moderne Mutter“ und Hausfrau, wie sie sich Anfang November mit ihrer Initiative in Bonn vorstellte, sondern „Verbindungsfrau zwischen Jugendzeitschriften und Bundeswehr–Freunden“: Sie beschäftige sich u.a. mit Public Relations für die Bundeswehr und sei Mitglied des „Freundeskreises Luftwaffe“, ein eingetragener Verein, der laut Satzung „Verständnis und Aufgeschlossenheit für die Luftwaffe und ihren Auftrag fördern“ soll. Außerdem verfüge Regina Senft über „gute Kontakte“ zum Verteidigungsministerium, erläuterte Elan–Redakteur Adrian Geiges, der zugleich Mitglied der Friedensliste ist und das Ergebnis seiner Recherchen in Bonn vorstellte. Wie Geiges berichtete, konnte er sich im „Freundeskreis Luftwaffe“ als Mitglied einführen. Bei einem „Beer–Call“ dieses „Freundeskreises“ machte er die Bekanntschaft von Regina Senft. Nach Darstellung von Geiges ist die parteipolitisch angeblich völlig neutrale Hausfrau Regina Senft Mitglied der CSU und des bayrischen Journalistenverbandes. Ihre Verbindungen zu prominenten Personen aus Bundeswehr und Verteidigungsministerium belegt Geiges anhand von mehreren Beispielen: So soll Regina Senft u.a. den Generalinspekteur Dieter Wellershoff Anfang Oktober auf einer 14tägigen NATO–Südflanken–Reise begleitet haben. Ein Ergebnis dieser Reise ist offenbar die Initiative „Frauen zum Bund“, die Frauen den freiwilligen Eintritt in die Bundeswehr ermöglichen will und offiziell dafür eintritt, „auch auf diesem Gebiete die Gleichbereichtigung“ zu verwirklichen. Geiges zitiert Regina Senft mit den Worten: „Die Gründung der Fraueninitiative, das ist eine Idee von Generalinspekteur Wellershoff.“ Frau Senft habe außerdem dafür gesorgt, in der Jugendzeitschrift Bravo mehrere Artikel zum Thema Bundeswehr unterzubringen, berichtete Geiges weiter. Regina Senft konnte sich gestern zu diesen Vorwürfen nicht äußern, da sie telefonisch nicht erreichbar war. Nach Darstellung des Pressesprechers der Friedensliste und Elan–Redakteur Geiges hält sich Regina Senft „auf Einladung“ der türkischen Regierung in der Türkei auf, „um türkische Pilotinnen zu inspizieren“. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, Spitzberger, bezeichnete die Darstellung von Elan als „unzutreffend. Das BMVG hat auf diese Initiative keinerlei Einfluß genonnen und wird es auch nicht tun“. Der Ehemann von Regina Senft wies die Vorwürfe als „unwahr“ zurück und nannte Geiges einen „Betrüger“.

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