Irans Vermittlung im Lagerkrieg gescheitert

■ Nach sechs Wochen fruchtlosen Bemühens setzten iranische Vermittler den Kriegsparteien ein Ultimatum / Amal droht mit Eskalation / Kommission der Arabischen Liga wird in Beirut erwartet / Arafat setzt Hoffnungen auf Ergebnisse von Tunis

Beirut (taz) - Mit dem Scheitern einer iranischen Vermittlungsinitiative ist die Auseinandersetzung zwischen der Schiitenbewegung Amal und der PLO im nunmehr vierten Kriegsmonat in eine neue Phase getreten. Nach sechs Wochen fast fruchtlosen Bemühens setzte der Chef der iranischen Delegation, der stellvertretende Außenminister Hussein Cheikholislam, den kriegsführenden Parteien ein Ultimatum bis Sonntag 15 Uhr Ortszeit, den Vermittlungsvorschlägen, die am 04.12.86 in der syrischen Hauptstadt Damaskus ausgearbeitet worden waren, zu folgen. Um einen Waffenstillstand zwischen der von Syrien ausgehaltenen „Amal“ und den militärisch wiedervereinten PLO–Gruppierungen zu erreichen, hatten die Iraner vorgeschlagen, daß „Amal“ die seit Ende September dauernde Blockade des südlibanesischen Palästinenserlagers Rashediyeh (20.000 Einwohner) aufhebt. Dafür sollten die Palästinenser das südlibanesische Christendorf Maghdoucheh räumen, das sie am 24. November in einer überraschenden Entlastungsoffensive eingenommen hatten. Der Ort Maghdoucheh hat für jeden der Kriegsgegner entscheidende militärstrategische Bedeutung. Während die an Syrien orientierten Kritiker des PLO– Chefs den Ort kurz nach der Eroberung räumten, haben Arafats „Al Fatah“ und die DFLP des Nayef Hawathmeh die Stellung gehalten. Sie machen ihren Abzug vom Waffenstillstand und Ende der Blockade für alle umkämpften Palästinenserlager abhängig und fordern eine langfristige politische Regelung über die (bewaffnete) Präsenz der PLO im Libanon. Noch am Sonntag morgen machte sich eine Delegation der Arafat–Opposition von Damaskus auf den Weg ins südlibanesische Saida, wo PLO–Chef Arafat mit dem größten aller Lager, Ain–el– Helwue (85.000 Bewohner), über seine wichtigste Bastion im Libanon verfügt. Unter Leitung von Abu Ahmed Yamani (PFLP) sollte „Al Fatah“ zum Abzug aus Maghdoucheh überredet werden. Auf die Ankündigung der Iraner, ihre Vermittlung abzubrechen, reagierte in Beirut der 2. Mann von „Amal“, Akef Haidar, mit der Drohung, die militärische Konfrontation weiter zu eskalieren. „Amal“–Chef Nabih Berri forderte am Samstag in Damaskus die Palästinenser auf, die „goldene Chance“ der iranischen Vermittlung nicht zu verpfuschen. PLO–Chef Arafat hingegen scheint die goldene Chance eher in einer Siebener–Kommission der Arabischen Liga zu sehen, die am heutigen Montag in der syrischen Hauptstadt Damaskus ankommen und weiter nach Beirut reisen soll. Auch diese Kommission unter Leitung des Liga–Generalsekretärs Chadly Klibi soll einen Waffenstillstand im „Lagerkrieg“ erreichen. Sie war bei einer von der PLO geforderten Dringlichkeitssitzung der Außenminister der Liga Ende Dezember beschlossen worden und soll am 14.01.87 in Tunis erste Ergebnissse ihrer Mission präsentieren. Ein von diesem Gremium erreichter Waffenstillstand beinhaltet zweifellos weitergehende politische Möglichkeiten für Arafats Absichten im Libanon als eine Regelung durch den mit Syrien verbündeten Iran. Petra Groll