„Tickende Zeitbombe“

■ Solidaritätsaufruf gegen Arbeitslosigkeit / Heute Kundgebung in Dortmund Resonanz blieb weit hinter den Erwartungen der Initiatoren zurück

Von Martin Kempe

Berlin (taz) - „Hier tickt eine politische Zeitbombe“, heißt es reißerisch in dem gefalteten, rot–weißen Faltblatt, das in den letzten Wochen verstärkt in einschlägig interessierten Kreisen verbreitet worden ist. Am Freitag abend soll nun die Kampagne „gegen Arbeitslosigkeit, für Vollbeschäftigung“ mit einer Polit– und Kulturveranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle ihren vorläufigen Höhepunkt finden. Die Auftritte von Klaus Zwickel und Detlef Hensche, den zuständigen Tarifpolitikern aus IG Metall und IG Druck und Papier, sowie des Initiators der Initiative, des Hamburger Professors Harald Mattfeld, werden umrahmt von allerlei künstlerischen Attraktionen. Die tickende Zeitbombe, das ist nach Ansicht der Initiatoren der Kampagne die andauernde Massenarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik. Etwa vor einem Jahr initiierte Harald Mattfeld, Professor an der gewerkschaftsnahen Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik (HWP), den „Solidaritätsaufruf gegen Arbeitslosigkeit, für Vollbeschäftigung“, mit dem Ziel, bis zur Bundestagswahl eine halbe Million Unterschriften zu sammeln, das Thema Massenarbeitslosigkeit über die Gewerkschaften hinaus in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen. Vorbild für die Kampagne war der Krefelder Appell, der es auf über vier Millionen Unterschriften gebracht hat. Dieses Ziel ist noch längst nicht erreicht und auch das selbstgesteckte Limit von 500.000 Unterschriften bis zum Wahltermin Ende Januar liegt wohl in unerreichbarer Ferne. Rund 120.000 haben bisher unterschrieben. Grüne Prominenz ist unter jenen, die in der jetzt verteilten zweiten Auflage des Solidaritätsaufrufs namentlich aufgeführt werden, ebenso wenig zu finden wie Vertreter aus dem christlich–demokratischen Arbeitnehmerflügel. Mit dem Kundgebungstermin am Freitag ist man bei der Hamburger Kontaktstelle der Initiative inzwischen nicht mehr sonderlich glücklich, weil die IG Metall ihren bundesweiten „Stahltag“ mit rund zwei Dutzend Kundgebungen an den Stahlstandorten Nordrhein– Westfalens und des übrigen Bundesgebiets just auf denselben Tag gelegt hat. In Dortmund sollen nun die Stahlkundgebung morgens auf dem Alten Markt und die Veranstaltung abends in der Westfalenhalle irgendwie miteinander verbunden werden.