piwik no script img

I N T E R V I E W „Grüne nicht anti–amerikanisch“

■ US–Umweltschützer auf Einladung der Grünen in der BRD

taz:Was haltet Ihr von den Grünen? Less Ann Kirkland: Als ich vor einem Jahr gehört habe, daß es bei Euch eine Partei gibt, die sich um den Umweltschutz kümmert, war ich begeistert. Ich wünschte, so eine Partei gäbe es bei uns auch. Richard Millar: Es gibt ja bei uns Grüne in einzelnen Stadträten. Man kann das nicht mit Deutschland vergleichen. Bei uns gehen ja über die Hälfte der Leute nicht zur Wahl. Man müßte die erstmal überzeugen, daß es wichtig ist, sich für Politik zu interessieren. Was machen die Grünen in Euren Augen falsch? Richard Miller: Ihre Lösungsvorschläge erscheinen mir manchmal zu simpel. Mit Parolen wie „Wir müssen unseren Planeten retten“ werden sie die Mehrheit der Arbeiter, denen es ja auch um ihren Job geht, nicht auf ihre Seite bringen. Es wäre wichtig, daß sie sich mehr um wirtschaftliche Zusammenhänge kümmerten. Fred Millar: Ich habe das Gefühl, daß die Grünen in der Bevölkerung noch relativ isoliert sind. In ihrem Film „Grün gegen Gift“ stellen sie zum Beispiel die Manager der Chemieindustrie als doof dar und gehen nicht auf deren Argumente ein. Sie argumentieren mit viel zu simplen Bildern. Hier die böse Chemie - dort der gute Baum. Less Ann Kirkland: Das finde ich nicht. Der Baum ist doch ein beeindruckendes Symbol dafür, wie schön unsere Welt sein könnte. Fred Millar: Auf jeden Fall müssen die Grünen rationaler argumentieren. Nur so können sie gemeinsam mit der SPD Gesetze durchbringen. Peter Bahouth: Gesetze sind nicht alles. Es gibt doch auch andere Wege, zum Beispiel Leute mobilisieren, Boykotte veranstalten. Häufig wird den Grünen Anti–Amerikanismus vorgeworfen... Peter Bahouth: Also mir gegenüber haben sie sich nicht anti–amerikanisch verhalten. Ich glaube nicht, daß sie so dumm sind, den Präsidenten und die Menschen in einen Topf zu werfen. Sie haben etwas gegen McDonalds und die Cruise Missiles,– aber gegen die habe ich auch etwas. Zum Beispiel Amos Favorite hier, der ist Patriot und Kriegsheld und er mag den Reagan auch nicht. Fred Millar: Vielleicht wollen die Grünen dadurch, daß sie uns auf ihre Wahlkampfveranstaltung mitgenommen haben auch nach außen zeigen, daß sie nicht anti–amerikanisch sind. Fühlt Ihr Euch auf Eurer Reise für den Wahlkampf mißbraucht? Fred Millar: Nein, nicht mißbraucht. Die Grünen haben uns geholfen, jetzt helfen wir ihnen ein wenig. Sie haben sich sehr für die Arbeiter eingesetzt, die bei BASF in Louisiana ausgesperrt wurden, dafür sind wir ihnen dankbar. (Seit zweieinhalb Jahren werden in Geismar/Lousiana 400 Arbeiter von BASF ausgesperrt. Der Grund: Die alten Tarifverträge sind ausgelaufen und über die neuen gibt es keine Einigkeit.) Hat sich die Reise für Euch gelohnt? Less Ann Kirkland: Ja, ich habe viele Kontakte geknüpft. Es ist so wichtig, daß wir ein internationales Netz von Leuten schaffen, die Widerstand gegen die Verschmutzung unserer Flüsse leisten. Peter Behouth: Es war interessant zu sehen, daß ihr hier ähnliche Lösungsmöglichkeiten entwickelt wie wir in den Vereinigten Staaten. Wir müssen die Industrie zwingen, ihre Produktionsweise umzustellen. Ich hoffe, daß eines Tages der Rhein und der Mississippi wieder sauber sind. Amos Favorite: Aber ihr dürft nicht solange warten, bis es bei Euch genauso schlimm ist wie bei uns. Mit Less Ann Kirkland, Vorstandsmitglied einer Umweltorganisation in Louisana, Peter Bahouth, Leiter von Greenpeace in USA, Amors Favorite, Brügerrechtskämpfer, Richard Miller und Fred Millar sprach Tina Stadlmayer.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen