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Chile: Ein Richter gibt auf

■ Mord an Kommunisten bleibt ungesühnt / Richter hat Verdachtsmomente gegen Polizisten In Valparaiso wurden 15.000 Exemplare eines Buches von Gabriel Garcia Marquez verbrannt

Santiago (ap) - Ein Richter am Appellationsgericht in Santiago hat am Freitag die Ermittlungen im Fall der Ermordung von drei Mitgliedern der verbotenen Kommunistischen Partei Chiles im Jahr 1985 eingestellt. Er habe zwar „klare Anhaltspunkte“ dafür, daß Polizeibeamte in die Mordaffäre verwickelt seien, doch sei es ihm nicht gelungen, bestimmte Beamte zu identifizieren, um sie anklagen zu können, sagte Richter Jose Canovas Robles. Die Polizei habe sich nicht nur geweigert, ihm zu helfen, einzelne Beamte hätten auch vor Gericht absichtlich gelogen oder ihr Äußeres so verändert, daß sie von Zeugen nicht mehr wiedererkannt werden konnten. Unter diesen Umständen sei es ihm unmöglich gewesen, die Ermittlungen weiter fortzuführen. Ein Sprecher der Polizei widersprach Canovas und erklärte, der Richter erhebe unannehmbare Beschuldigungen, die dem Ansehen der gesamten Polizei schadeten. Die drei Kommunisten waren am 29. März 1985 in Santiago entführt und noch am selben Tag neben einer zum Flughafen führenden Straße mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden. Canovas hatte fünf Monate nach Beginn seiner Untersuchungen zwölf Mitglieder einer geheimen Polizeigliederung wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Die Klage war jedoch vom Obersten Gerichtshof Chiles nicht zugelassen worden. Trotzdem hatte Canovas seine Ermittlungen fortgesetzt. Wie erst am Samstag bekannt wurde, sind in der chilenischen Hauptstadt Valparaiso am 28. November vergangenen Jahres knapp 15.000 Exemplare eines Buches verbrannt worden, das aus der Feder des kolumbianischen Nobelpreisträgers Gabriel Garcia Marquez stammt. Bei dem Buch handelt es sich um ein Werk mit dem Titel „Das Abenteuer von Miguel Littin während seines geheimen Aufenthaltes in Chile“. Es gründet sich auf ein längeres Gespräch mit dem chilenischen Filmproduzenten Littin, der im mexikanischen Zwangsexil lebt. Die Anweisung zu der Bücherverbrennung wurde vom damaligen Verwalter des Belagerungszustandes in Valparaiso, Admiral Hernan Rivera Calderon, erteilt.

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