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Palästinenser–Lager bleiben blockiert

■ Trotz zunächst angekündigter Zugeständnisse ließ die schiitische Amal–Miliz auch gestern keine Nahrungsmittel in das Lager Burdsch el Baraschneh / Wachsender internationaler Druck und Hilfsappelle / Arafat: Die UNO soll helfen, den Völkermord zu verhindern

Beirut (afp/dpa) - Für die seit Monaten umkämpften Palästinenser–Lager in Libanon gab es auch am Mittwoch trotz einer beginnenden internationalen Mobilisierung keine Aussicht auf Entspannung. Eine zunächst angekündigte Verpflegung des am schwersten mitgenommenen Lagers Burdsch el Baraschneh, das von Seuchen und Hungersnot bedroht ist, kam nicht zustande. Die schiitische Amal–Miliz, die das Lager von der Außenwelt abgeschlossen hat, wies zwei mit Lebensmitteln und Medikamenten beladene Lastwagen der „Islamischen Hilfe“, einer pro–iranischen humanitären Organisation, zurück. Ein Sprecher sagte ohne Angabe von Gründen, die Verpflegungsaktion, deren Duldung am Vorabend angekündigt worden war, sei „verschoben“ worden. Die schiitischen Belagerer hatten mit ihrem grundsätzlichen Versprechen, Verpflegung in das Lager einzulassen, dem wachsenden Druck von seiten vor allem der arabischen Staaten nachgegeben. Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Chadli Klibi, hatte die Amal am Dienstag in einem dringenden Appel aufgefordert, die „Menschenrechte“ zu respektieren und Speisung und medizinische Betreuung der eingeschlossenen Palästinenser zuzulassen. Die Luftwaffe Marokkos hatte Amal–Chef Nahbi Berri sowie den libanesischen Präsidenten Amin Gemayel um Erlaubnis für den Abwurf von Verpflegung über dem Lager gebeten. Das Internationale Rote Kreuz sowie die UNO–Hilfsorganisation für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) hatten Zugang zu dem Lager gefordert. Die EG–Kommission will den Flüchtlingen im Libanon eine Hilfe von rund einer Million Europäischen Währungs–Einheiten (1 ECU = 2,06 DM) zukommen lassen. Die Kommission wil Kontakte mit internationalen und privaten Organisationen aufnehmen. In einem Interview mit der französischen Zeitung „Le Monde“ appellierte Palästinenser–Führer Arafat an die UNO, den Eingeschlossenen zu helfen und einen „Völkermord“ zu verhindern. Interview mit Alexander Schubert über mögliche Hilfe für die Lager auf Seite 5

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