: Auf Haiti tobt ein „Reiskrieg“
■ Aus den USA eingeschmuggelter Reis erregt den Zorn einheimischer Anbauer / Neun Menschen sollen im Kampf zwischen Reisbauern und illegalen Importeuren getötet worden sein
Port–au–Prince (ap/ips) - Reis, der aus den Vereinigten Staaten nach Haiti geschmuggelt wird, hat den Zorn der haitianischen Reis anbauer erregt. Die um ihre einheimische Produktion besorgten Haitianer versuchen jetzt mit Straßensperren und dem Umstürzen von Lastwagen den illegalen Import zu verhindern. Die Reisschmuggler lassen daher ihre Lieferwagen von bewaffneten Männern bewachen. In dem „Reiskrieg“, wie die haitianischen Zeitungen die Auseinandersetzung nennen, sollen bisher neun Menschen ums Leben gekommen sein. Ein Reisbauer aus LEstere, einem Dorf südlich des von den Schmugglern häufig benutzten Hafens von Gonaives, wies darauf hin, daß haitianischer Reis, der vergangenen Juli 10.000 US–Dollar wert war, durch den Preisdruck des illegal importierten Reises heute nur noch für 4.000 Dollar verkauft werden könne. Reis ist auf Haiti ein Grundnahrungsmittel. Reisimporte sind in Haiti verboten, weil die Regierung der Auffassung ist, daß die eigenen Anbauer genug produzieren, um die einheimische Nachfrage befriedigen zu können. Ein Zollbeamter in Gonaives gab zu, daß die Regierung nicht nur die illegalen Importe stillschweigend dulde, sondern auf sie sogar noch Steuern erhebe. Mit wachsender Militanz wehren sich Haitis Bauern auch noch auf anderem Gebiet gegen den US– Einfluß. Sie verlangen den Import „kreolischer Schweine“ aus Jamaica und wenden sich gegen den Versuch, das hochgezüchtete „weiße Schwein“ aus den USA auf der Karibikinsel heimisch zu machen. Bereits drohen sie ein Massenschlachten der „High–Tech– Schweine“ an, die unter der Diktatur Duvaliers aus den USA importiert wurden, nachdem man auf Wunsch des Großen Bruders sämtliche „karibischen Schweine“, die sich im Tropenklima als viel resistenter erwiesen haben, im Rahmen einer Kampagne gegen die Schweinepest notgeschlachtet hatte.
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