: IG Isolation
■ Chemiegewerkschaft liefert Arbeitgebern Argumente
Es ist fast wie 1984: Als die IG Metall und die IG Druck und Papier seinerzeit zum Kampf für die 35–Stunden– Woche ansetzten, hatten sie nicht nur die Arbeitgeberverbände, die Regierung und die veröffentlichte Meinung gegen sich, sondern auch einen Teil der DGB–Gewerkschaften mit der IG Chemie an der Spitze. Auch jetzt wieder versucht die IG Ghemie, sich zum Wortführer gegen jene beiden Industriegewerkschaften zu machen, die Arbeitsumverteilung durch Verkürzung der Wochenarbeitszeit notfalls auch erkämpfen wollen. Damals hat die IG Chemie an der Spitze einer innergewerkschaftlichen Fronde, Seite an Seite mit Arbeitsminister Blüm, den DGB hart bis an den Rand der Spaltung gebracht. Ihr Vehikel war der Vorruhestand, der zur Strategie der Wochenarbeitszeitverkürzung in Gegensatz gebracht wurde. Heute hat die IG Chemie selbst die 35–Stunden–Woche im Programm. Sie sucht jetzt den Konflikt an anderen Punkten. Der Kampf gegen die Zerstörung des freien Wochenendes hat sich in den letzten Wochen als zugkräftigstes Mobilisierungsinstrument für die IG Metall erwiesen. Wenn der IG–Chemie–Tarifpolitiker Mettke gerade hier einhakt, kann das nur einen Grund haben: Er will den Arbeitgebern Argumente gegen die Metallgewerkschaft in die Hand geben. Doch im Unterschied zu 1984 kann er heute nicht mehr mit Beifall aus den Reihen des DGB rechnen. Die IG Chemie und ihr Mettke können sich durch solche Äußerungen nur noch weiter in die innergewerkschaftliche Isolation manövrieren. Martin Kempe
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