Unglaubwürdig

■ Zu Aquinos Landreformprogramm

Verbal waren sich die bürgerlichen Anhänger Corazon Aquinos und ihre Kritiker von der radikalen Linken schon lange einig, wenn es um die Landfrage auf den Philippinen ging: eine grundlegende Bodenreform sei eine unabdingbare Voraussetzung für jedwede dauerhafte Einigung mit den Guerillas von der New Peoples Army und auch unter dem Gerechtigkeitsaspekt ist sie längst überfällig. Vertreter des reformfreudigen Regierungslagers vermochten dies in so eindringlichen und überzeugenden Worten darzulegen, daß der unbefangene Beobachter sich fragte, warum Bauernorganisationen landauf landab die neue Administration der Heuchelei bezichtigen. Die am Dienstag im Regierungspalast vorgetragenen Äußerungen zur Agrarreform haben solche Zweifel beseitigt: die Präsidentin handelt heuchlerisch nach dem Motto „Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an“. Sie hat im Wahlkampf gegen Marcos versprochen, die Hacienda ihrer Familie zu einem Modell für Agrarreform zu machen, und sie wird dieses Versprechen nicht einlösen. Das hat sie jetzt klipp und klar erklärt. Es sei denn, das noch zu wählende Parlament verpflichte sie dazu. Dies wird nicht geschehen, denn das Parlament wird mehrheitlich aus Personen bestehen, die ähnlichen „Familienzwängen“ ausgesetzt sind wie die Präsidentin. Falls überhaupt Land enteignet wird, dann nur gegen Entschädigung, und für Entschädigungen ist kein Geld da. Dieses Hintertürchen hat schon ganze Generationen von philippinischen Grundbesitzern vor dem Verlust ihrer Ländereien gerettet, und auch die Aquino–Generation wird die „Reformen“ aller Voraussicht nach unbeschadet überstehen. Schade. Nina Boschmann