piwik no script img

Protest gegen Contra–Präsenz in Honduras

■ Auf dem Hauptplatz von Tegucigalpa demonstrierten 5.000 Personen gegen die US–Einmischung im Grenzgebiet von Honduras und Nicaragua / Anschlag auf Villa der Sprecherin der Contra–Organisation FDN / Präsident Azcona leugnet Anwesenheit der Contra

Tegucigalpa (taz) - Sechs Polizisten stürmten am Donnerstag ein kleines Straßencafe im Zentrum von Tegucigalpa, um den Theaterdirektor Isidro Espana festzuneh men. Als der bekannte Kunstprofessor darauf bestand, einen Haftbefehl zu sehen, wurde er krankenhausreif geschlagen und abgeführt. Eine Stunde zuvor hatte Isidro Espana noch vor dem alten Reiterdenkmal auf dem „Parque Central“, dem Hauptplatz von Tegucigalpa, gestanden und eine Kundgebung gegen die Präsenz antisandinistischer Freischärler auf honduranischem Boden moderiert. Es war die größte Demonstration gegen die Contra, die das Land bisher gesehen hatte. Die rund 5.000 Teilnehmer verbrannten eine US–Flagge. Kein Land Zentralamerikas ist wirtschaftlich so sehr in Händen der US–Konzerne wie Honduras. In keinem Land ist die Präsenz der US–Army so stark wie in Honduras. Weit und breit waren keine bewaffneten Ordnungshüter zu sehen, als im Zentrum von Tegucigalpa das Sternenbanner in Flammen aufging. Als „puren Racheakt“ bezeichnet Juan Almendares, Führungsmitglied des „Koordinationskomitees der Basisorganisationen“ (CCOP), das zum Protest aufgerufen hatte, den Überfall auf Isidro Espana. „Arbeiter und Bauern, beteiligt euch nicht an der Demonstration der Volksverräter“, hatte ein „honduranisches Komitee für Frieden und Demokratie“ in ganzseitigen Anzeigen gewarnt. In der Tageszeitung La Prensa erschien Adela Icasa, Sprecherin der stärksten Organisation der Contra, FDN, höchstpersönlich, um die Propaganda zu bezahlen. Wenige Stunden nach der Demonstration warfen am Donnerstag abend unbekannte Täter einen Brandsatz vor das Haus der FDN– Sprecherin. Die Verantwortung für den Anschlag, bei dem nur einige Fensterscheiben zu Bruch gingen, übernahm „Frente Froylan Turcios“, eine bisher unbekannte Gruppe. Jose Azcona, Staatspräsident von Honduras, hatte Mitte Februar in Washington erklärt, in seinem Land gebe es keine nicaraguanischen Contras mehr. Obwohl die CIA die Freischärler seit langem drängt, ihre Basen im honduranischen Süden aufzugeben und in Nicaragua militärische Erfolge zu erringen, halten sich nach Aussagen von honduranischen Armeeangehörigen immer noch mindestens 2.000 bewaffnete FDN–Kämpfer in der Contra–Zone auf. Agrartechniker berichteten jüngst, daß die Contra von der honduranischen Luftwaffenbasis „El Aguacate“ aus weiterhin ihre Versorgungsflüge starte. S.Süsters

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen