: Verfassungs–Make–Up
■ Umweltschutz kommt ins Grundgesetz
Es gibt in der Bundesrepublik ein Recht auf Arbeit und über zwei Millionen Arbeitslose. Es gibt ein Recht der freien Berufswahl und der eigenen politischen Meinung und eine elfjährige Berufsverbote–Praxis. Es gibt das Recht auf Bildung und Hunderttausende ohne Studien– oder Ausbildungsplatz. Die Liste ist endlos, das Grundgesetz der BRD ist seit Jahren „völlig außer Verfassung“. Doch es bietet zumindest die - papierene - Möglichkeit, sich zu wehren, es ist einklagbares subjektives Recht. Wenn jetzt der Umweltschutz „ins Grundgesetz aufgenommen“ wird, besteht nicht einmal mehr die theoretische Möglichkeit, sein Recht auf eine gesunde Umwelt einzuklagen. Der Umweltschutz rückt nämlich lediglich als „Staatszielbestimmung“ in die Verfassung. Der Staat verspricht höchst feierlich, die Lebensgrundlagen seiner Bürger/innen zu schützen. Nur: Keiner kann ihn zwingen, sich auch daran zu ha Der Umweltschutz als Staatsziel der Koalition, das ist die Fortsetzung der Vernebelung und Befriedungsstrategie, die mit der Einsetzung von Umweltminister Wallmann als kollektive Verdrängungshilfe nach der Tschernobylkatastrophe ihren augenfälligsten Ausdruck fand. Die tatsächliche Verfolgung einer Rechtsverpflichtung Umweltschutz wäre revolutionär und - wirklich radikal betrieben - kaum vereinbar mit dem Grundgesetz. Sie würde am Recht auf Eigentum gewaltig rütteln. Und sie müßte diese Industriegesellschaft so umbauen, daß sie wirklich aus ihrer Verfassung geriete. Denn die ist zutiefst ungesund. Manfred Kriener
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen