: Wer erschoß Ahmed Aydin?
■ Immer noch Unklarheit über den Schützen bei innerkurdischen Auseinandersetzungen in München / Ermittelnder Staatswanwalt tippt auf „Komkar“ als Täter / „Komkar“ gibt die Schuld der PKK
Hamburg (taz) - „Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit“, sagt der ermittelnde Staatsanwalt Helmut Meier–Staude in München, „aber es gibt starke Indizien dafür, daß der tödliche Schuß aus dem Veranstalterkreis kommt.“ Der tödliche Schuß fiel am vergangenen Samstag auf einer Feier zum kurdischen Neujahrfest Newroz im Kongreßsaal des Deutschen Museums in München. Die Feier war von der „Komkar“, der Föderation der kurdischen Arbeitervereine in der BRD, veranstaltet worden. Am späten Nachmittag waren nach Aussagen von Komkar–Leuten etwa 20 Mitglieder der „Kurdischen Arbeiter–Partei“ (PKK) am Eingang des Veranstaltungsortes aufgetaucht, hatten die Ordner angegriffen und sich Einlaß verschafft. Mit Schlagstöcken, Eisenstangen und Eisenketten seien sie dann auf die Feiern den losgegangen. Dabei sei plötzlich geschossen worden. Eine Kugel verletzte das PKK–Mitglied Ahmed Aydin tödlich. Die PKKler flüchteten daraufhin und nahmen den Verletzten zunächst mit, ließen ihn jedoch liegen, als sie feststellten, daß er tot war. Die Schußwaffe, mit der Ahmed Aydin erschossen worden war, wurde später in der Nähe des Deutschen Museums entdeckt - nach Ansicht des Staatsanwalts ein weiterer Hinweis darauf, daß der Täter wohl im Kreis der Komkar– Veranstalter zu suchen ist. Ein Mitglied von Komkar in Köln sagte hingegen zur taz, die PKKler hätten kurz nach ihrem Eindringen in die Versammlung eine Tränengasbombe geworfen und in dem Nebel wohl aus Versehen ihren eigenen Genossen erschossen. Außerdem bestritt er, daß Komkar–Mitglieder überhaupt bewaff net gewesen seien. Insgesamt sind inzwischen im Zusammenhang mit dem Mord elf Personen festgenommen worden, gegen alle wurde Haftbefehl erlassen. Nach Aussagen des Staatsanwalts gehören „die Mehrheit“ der Komkar, die anderen der PKK an. Alle seien Kurden aus der Türkei, nur einer sei Türke. Über einen etwa 25–30 Jahre alten Kurden, nach dem eine polizeiliche Sonderkommission fahndet, weil sie in ihm den Todesschützen vermutet, wollte sich Meier–Staude nicht weiter äußern.
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