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Weizsäcker in Argentinien

■ Im Zentrum der Gespräche: Wirtschaftsfragen und Menschenrechte / Die Vergangenheit der bundesdeutschen Waffenhilfe für die Militärdiktatur scheint bewältigt

Buenos Aires (afp/taz) - Zu einem fünftägigen Staatsbesuch ist Bundespräsident Weizsäcker gestern in Argentinien eingetroffen. Begleitet wird er vom neuen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Hans Klein (CSU). Bei den Gesprächen zwischen Weizsäcker und dem argentinischen Präsidenten, denen Klein und der argentinische Außenminister Dante Caputo beiwohnen wollen, sollen die Außenschulden und die Entwicklungspolitik des südamerikanischen Landes sowie die Frage der Menschenrechte erörtert werden. Das mit 50 Milliarden verschuldete Argentinien ist innerhalb Lateinamerikas nach Brasilien und Mexiko der drittwichtigste Importeur bundesdeutscher Produkte. Was bundesdeutsche Investitionen betrifft, steht Argentinien im lateinamerikanischen Rahmen sogar an zweiter Stelle. Im Laufe seines Besuchs will Weizsäcker u.a. die Firma Siemens–Equitel, eine Fischverarbeitungsfabrik, ein Aluminiumwerk und eine Rinderfarm besuchen. Auch bei deutschen Siedlern will er auftauchen. Immerhin gibt es etwa 200.000 deutschstämmige Argentinier, Nachkömmlinge früher Siedler, geflüchtete Juden und geflüchtete Nazis. Zudem ist ein Treffen zwischen dem Bundespräsidenten und dem Schriftsteller Ernesto Sabato geplant. Dieser hatte den staatlichen Ausschuß geleitet, der die Ermittlungen über das „Verschwindenlassen“ von Personen leitete. Unter der Militärdiktatur (1976 bis 1983), deren wichtigster Waffenlieferant die BRD war, sind nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 30.000 Personen „verschwunden“, d.h. ohne jedes Gerichtsverfahren von den Militärs heimlich ermordet worden. Von Argentinien will sich Weizsäcker am Wochenende dann nach Bolivien aufmachen, um sich dort mit Präsident Paz Estenssoro und dem deutschstämmigen früheren Militärdiktator und heutigen Führer der rechten Opposition, Hugo Banzer (1971 bis 1978), zu treffen. thos

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