: Gasalarm nach Unfall bei Hoechst
■ Giftiges Säuregemisches schwebte als riesige Wolke über Frankfurt / Ermittlungsverfahren gegen Hoechst eingeleitet
Frankfurt (ap) - Nach einem Unfall bei den Farbwerken Hoechst bestand am Dienstag in Frankfurt und Umgebung mehrere Stunden lang Gasalarm, weil schätzungsweise 100 Kilogramm eines giftigen Säuregemisches ausgetreten waren. Es bildete sich eine riesige Giftgaswolke, die langsam in Richtung Taunus abzog, aber nach Einschätzung des Chemieunternehmens keine Gesundheitsgefährung für die Bevölkerung bedeutete. „Alle Meßwerte lagen weit unterhalb der zulässigen Konzentrationen“, erklärte die Hoechst AG. Dennoch kündigte die Frankfurter Staatsanwaltschaft an, sie werde wegen des Unfalls gegen das Unternehmen ermitteln. Nach Darstellung des Chemiekonzerns trat um 05.43 Uhr in einem Produktionsbetrieb für Kältemittel im Ostteil des Werkes an einer Rohrleitung ein Flüssigkeitsgemisch aus, das bei der feuchten Witterung einen Nebel gebildet habe, „der teilweise über die Werksgrenzen hinauszog“. Der Nebel habe vorwiegend Salzsäure enthalten, daneben Spuren von Fluorwasserstoff und Tetrachlorkohlenstoff. Die Frankfurter Polizei hielt über viele Stunden ihre Warnmeldungen an die Bevölkerung aufrecht, die Fenster zu schließen und möglichst als Fußgänger die nächsten Gebäude aufzusuchen. An die Autofahrer erging über den Rundfunk außerdem noch die Warnung, die Wagenfenster geschlossen zu lassen. Die vom amtierenden hessischen Umweltminister Armin Clauss geforderten eingehenden Boden– und Staubuntersuchungen seien zweifellos „sinnvoll“, denn es sei nicht auszuschließen, daß die Meßwagen der Feuerwehr und der Polizei hinter der abziehenden Gaswolke „hergefahren“ seien. Als „ernstzunehmenden Unfall“ stufte Clauss den Austritt der Gaswolke ein und kündigte eine strenge Überprüfung der Unfallursache an. Es müsse sichergestellt sein, „daß die Bevölkerung keine gesundheitlichen Schäden erleidet“.
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