: Ablenkungsmanöver
■ Kriegsgefahr in der Ägäis
Da wird ein Konflikt ganz offensichtlich aufgebauscht. Weil eine griechische Firma angeblich in der Ägäis nach Öl bohren will, sendet die türkische Regierung in der gleichen Absicht ein Schiff aus und läßt es von Kriegsschiffen begleiten. Der griechische Regierungschef fühlt sich angegriffen und rüstet seinerseits gegen den Aggressor. Die Angelegenheit gäbe Anlaß zum Lachen, wenn sie nicht die Gefahr eines bewaffneten Konflikts heraufbeschwören könnte. Die Regierungen beider Seiten sprechen von Kriegsgefahr und bedrohter nationaler Würde, das jeweilige Volk wird auf Einheit eingeschworen. Wer gestern in Griechenland noch gegen Papandreous Austeritätspolitik auf die Straße ging, wer in der Türkei die Islamisierung des Landes anprangerte, ist somit heute aufgerufen, sich gegen den äußeren Feind zu wenden. Daß beide Regierungen eine Ablenkung von inneren Konflikten gut brauchen können, ist Grund genug, den Konflikt zu schüren. Nur der Druck von Seiten der NATO, die um ihre Südost–Flanke fürchtet, wird einen Waffengang verhindern können. Antje Bauer
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