Wanzendiplomatie V

■ Vierter Marine in Brasilia wegen Spionageverdacht festgenommen / Shultz ist humorlos

Die Marines der US–Armee müssen wirklich eine lockere Truppe sein - oder die amerikanischen Sicherheitsexperten handeln nach dem guten alten Westernmotto: Nur ein abgezogener Marine ist ein guter Marine! Jedenfalls ist ein weiteres Mitglied der Elitetruppe unter Spionageverdacht festgenommen worden. Im fernen Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens. Und auch in Wien scheint der Sexvirus zu grassieren. Von dort sind ebenfalls mehrere Wachsoldaten der amerikanischen Botschaft nach Hause beordert worden, meldet das US–Nachrichtenmagazin Time. Für den inzwischen in Moskau eingetroffenen US–Außenminister Shultz sind die „überzogenen Spionageaktivitäten“ der Sowjets in der US–Botschaft in Moskau eines der vorrangigen Gesprächsthemen, wie er verlauten ließ. Die Begrüßungszeremonie auf dem Moskauer Flughafen jedenfalls fiel - wegen der atmosphärischen Störungen durch den Sexvirus - kühl aus. Der sowjetische Außenminister Schewardnadse frozzelte mit Blick auf den klaren Moskauer Himmel Shultz an: „Wir begrüßen Sie mit gutem Wetter“, was der humorlose Shultz nur mit der Bemerkung quittierte: „Ja, es ist ausgezeichnet.“ Zu einem Händedruck der beiden Außenminister war es erst nach Aufforderung durch die anwesende Weltpresse gekommen. Die Erkenntnis, daß die Sowjets keine technologischen Deppen mehr sind, scheint sich - langsam - auch bei den Amerikanern durchzusetzen. Shultz meinte in Moskau, daß er überrascht gewesen sei „über den Grad der Perfektion“ der in der Moskauer US–Botschaft entdeckten Abhöranlagen. Hat er damit ausdrücken wollen, daß man diesen „Grad der Perfektion“ eigentlich für sich selbst reklamiert hatte? ger