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Der Krieg auf Sri Lanka eskaliert

■ Über 100 Tote bei Bombenanschlag / Armee startet Offensive gegen Guerilla im Norden

Colombo (ap/afp/taz) - Nachdem am Dienstag bei einem Bombenanschlag auf den zentralen Busbahnhof von Colombo mindestens 115 Menschen getötet und über 20 verletzt wurden, hat die Regierung von Sri Lanka den für mehr Autonomie bzw. einen eigenen Staat kämpfenden tamilischen Guerillagruppen am Mittwoch offiziell den Krieg erklärt und die Armee angewiesen, mit der seit längerem geplanten Großoffensive auf der nördlichen Jaffna–Halbinsel zu beginnen. In einem offiziellen Kommunique hieß es, die Armee werde „rückhaltlos gegen alle Ziele der LTTE und EROS (die stärksten tamilischen Guerillagruppen, d. Red.) vorgehen, bis die Morde an Zivilisten und Versuche, den Friedensprozeß zu behindern, beendet werden“. Flächenbombardements seien möglich. Auch die Anwesenheit von Zivilisten in diesen Gebieten werde die Armee nicht daran hindern, hart durchzugreifen, da die örtliche Bevölkerung wiederholt aufgefordert worden sei, die Region zu verlassen. Auf der Jaffna–Halbinsel leben rund 500.000 Menschen, 90 Prozent davon sind Tamilen. Aufgrund der gespannten Lage verkehren zwischen dem Süden des Landes und der abgeschlossenen Halbinsel nur noch sporadisch Autos oder Busse. Bei der Bombardierung „ausgesuchter Ziele“ im Norden kamen nach Regierungsangaben am Mittwoch bereits 80 tamilische Kämpfer ums Leben. Beobachter sprechen von bis zu 250 Toten, darunter viele Zivilisten. Fortsetzung auf Seite 6 Bei der Attacke auf den Busbahnhof handelt es sich um einen der blutigsten Angriffe auf ein ziviles Ziel seit Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen in Sri Lanka. 50 Kilogramm Sprengstoff explodierten am Dienstag nachmittag zur Hauptverkehrszeit vor dem im Marktviertel Pettah gelegenen Terminal, woraufhin sechs Busse und mehrere Geschäfte in Flammen aufgingen. Passagiere verbrannten bei lebendigem Leibe oder erstickten im Qualm. Die gewaltige Detonation war noch zehn Kilometer weit zu hören, in tausend Meter Entfer nung zersprangen Fensterscheiben, in der Innenstadt brach Panik aus. Die anschließenden Rettungsarbeiten gestalteten sich aufgrund heftiger Tropengewitter als äußerst schwierig. Die Regierung machte noch am gleichen Abend die zwei militärisch stärksten tamilischen Guerillagruppen LTTE und EROS für den Anschlag verantwortlich. Diese streiten die Tat jedoch ebenso ab wie ein ihnen zugeschriebenes Massaker an über hundert singhalesischen Buspassagieren in der Ostprovinz aus der vergangenen Woche. Mehrere Indizien deuten jedoch auf die beiden Gruppen als Urheber hin. Zum einen war insbesondere die EROS bereits im Mai 86 in mehrere spektakuläre Attentate auf zivile Ziele verwickelt (darunter ein Anschlag auf eine Urlaubermaschine der Air Lanka und auf die Coca Cola–Abfüllfabrik in Colombo). Zum zweiten wurden nach Aussagen von verschiedenen Seiten vor etwa zweieinhalb Wochen von der indischen Regierung größere Mengen Waffen und Sprengstoff für die Tamilengruppen zur Verfügung gestellt und eingeschifft. Die indische Regierung toleriert die Hauptquartiere der tamilischen Gruppen im südindischen Madras, hat jedoch schon mehrfach eine Abkehr von dieser Politik angekündigt. Mehrere Versuche Indiens, die Zentralregierung in Colombo mit der radikalen Tamilengruppen an den Verhandlungstisch zu bringen, scheiterten. Nach Bekanntwerden des Anschlages verübten Singhalesen in Colombo sofort spontane Racheakte (Plünderungen und Brandschatzungen) an tamilischen Geschäften. Um Pogrome wie die vom Spätsommer 1983 zu verhindern, verhängte die Regierung eine Ausgangssperre über die Hauptstadt. Trotzdem kam es genau wie 1983 im Gefängnis Welikade zu einem Aufstand singhalesischer Gefangener, in deren Verlauf mindestens sechs tamilische Häftlinge getötet wurden. Die Verbleibenden sollen in Sicherheit gebracht worden sein.

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