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I N T E R V I E W Die Uni ist nicht nur Kulturzentrum

■ Prof. Michael Daxner, Präsident der Uni Oldenburg, zu Niedersachsens Sparplänen

Was wollen Sie wegkriegen von den Sparplänen des Wissenschaftsministers? Professor Daxner: Es ist von A bis Z falsch, was da geplant ist. Wegkriegen wollen wir alles, aber natürlich gibt es Prioritäten. Jede zweite freiwerdende Nachwuchsstelle soll gestrichen werden. Das ist für eine junge Universität wie diese einfach mörderisch. Zudem soll die niedersächsische Graduiertenförderung auslaufen. Es gab in diesem Jahr schon drei Einsparungswellen, jetzt schaue ich mich um nach kämpferischer Unterstützung. Wo finden Sie die? Wir haben in der Region quer durch alle Parteien ein aktives Interesse an der Universität. Die Uni ist ein Kulturzentrum mit erheblichen indirekten Folgen im Kultursektor. Die Uni ist einer der größten Arbeitgeber, das spürt die Region. Die Politik in Hannover geht an der gesamten Nord–West–Region vorbei, Niedersachsen scheint für die Mehrheit des Kabinetts an der Aller aufzuhören. Gerade bei uns sind eine ganze Reihe von Fächern und Wissenschaftlern, die fast als „Mutmacher“ für die Region gelten können. Eigentlich ist das ein recht vernünftiges Investitionsgebiet hier, es gibt vor der Haustüre eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Einrichtungen, bei denen sehr kleinräumig Expertise eingeholt werden kann. Das ist wichtig für eine mittlere Ebene der Industrie. Und man sollte sich einmal überlegen, ob es nicht gerade ein Standortvorteil ist, sich in der Nähe von Umweltforschung anzusiedeln. Nur: Dann muß man die Universität auch akzeptieren, und zwar wirklich als kritisches zweites Standbein. Was denkt sich das Wissenschaftsministerium bei den Streichungs–Plänen? Das Kabinett und der Finanzminister geben jedem Ressort eine Summe vor. Wo können die zugreifen? Nur auf freie Stellen. Ich bin durchaus bereit, unserem Ressortminister, Herrn Cassens, den Protest und den Widerstandswillen der Hochschule anzubieten - in seinem eigenen Interesse. Das Ministerium kann nicht dauernd nach außen mit „Forschungsland Niedersachsen“ protzen und auf der anderen Seite in einer Zangenbewegung Graduiertenförderung und Mittelbaustellen verschwinden lassen. Die Exekutive unterläuft die Idee, die hinter der Gründung von regional strukturierenden Universitäten stand. Jeder, der etwas von Hochschulplanung versteht, weiß, daß eine reine Technik– und angewandte Forschungsförderung ohne sozialwissenschaftliche Begleitung nicht möglich ist. Es ist ja ganz interessant, daß die rot–grüne Regierung in Hessen analog zu Baden–Württemberg investiert hat in die Hochschulen. In Bayern werden mehrere Hundert Stellen neu in den Hochschulhaushalt hineingenommen. Die profitieren von uns, die saugen uns aus, und die Landesregierung weigert sich, dies zur Kenntnis zu nehmen. Interview: Klaus Wolschner

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