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Die Vierzigsten

■ Der Internationalen Filmfestspiele zweiter Tag

Am Donnerstag noch pflügten Bulldozer den Strand - heute ist er mit schönen Menschen gespickt, und die feuchte, etwas salzige Seebrise mischt sich mit dem Geruch von Sonnenöl. Plakate werden angebracht, Stände gebaut, die Preise verdoppeln sich unter der Hand, Le Monde und Liberation machen Extra– Ausgaben, die Hotels melden komplett. a y est: die Vierzigsten Internationalen Filmfestspiele von Cannes haben begonnen. Es gibt Filme von Francesco Rosi, Peter Greenaway, Paolo und Vittoria Taviani, Andrei Kontschalowsky, Maurice Pialat, Jonathan Demme, Lindsay Anderson, Federico Fellini, Wim Wenders, Woody Allen, Volker Schlöndorff, Diane Keaton, Louis Malle, Luc Bondy, Lars van Tirer, Patrice Chereau, Norman Mailer mit Claudia Cardinale, Otto Sander, Gerard Depardieu, Liz Taylor, Mickey Rourke, Bette Davis, etc. ad infinitum. Die Jury wird angeführt vom ehemals fortschrittlichen Chansonnier und künftigen neokonservativen Präsidentschaftskandidaten Yves Montand. Zur Seite stehen ihm Norman Mailer (dessen eigener Film außer Konkurrenz läuft), Theo Angelopoulos, Elem Klimow und andere. Wollen sie jetzt schon einen Tip auf die Goldene Palme? Es wird ein russischer Film, ohne Frage, wg. Glasnost, und weil das Jury– und baldige Staatsoberhaupt Herrn Gorbatschow wird zeigen wollen, daß er, trotz seiner grundsätzlichen Skepsis gegen die sozialistische Gesellschaftsform, positive Entwicklungen im Osten zu würdigen weiß. Natürlich muß es ein kritischer Film sein, wie Reue von Tengiz Abuladze, der sich, wie man hört, mit dem Stalinismus auseinandersetzt. Und der Eröffnungsfilm? Un homme amoureux, von Diane Kurys, die durchaus nicht kritische, eitle Selbstfeier und gerührte Nabelschau des hiesigen Milieux, noch ein Film im Film, noch einer, der an die amerikanische Nacht nicht heranreicht. Spielt ein amerikanischer Star (Peter Coyote) Cesare Pavese, den Dichter; spielt eine junge Schauspielerin (Greta Scacchi) eine Nebenrolle im selben Film, verlieben sich die beiden (“Was man immer heimlich befürchtet hat, wird geschehen.“ Cesare Pavese). Trägt er schicke Anzüge und fährt dicke Mercedesse, trägt sie Levis 501 und dünne Blusen, geben sich die beiden redliche Mühe, leidenschaftlich verliebt zu erscheinen - mit Umarmungen, Ohrfeigen, zährenzehrenden Abschieds– und Wiedersehensszenen, alles inklusive: geling ihnen auch gar nicht schlecht, sind gute Schauspieler. Thierry Chervel

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