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500t verstrahltes Milchpulver für Venezuela in Bremen

■ Aus Österreich stammendes Milchpulver mit 1.800 Becquerel pro Kilo verseucht / Grenzwert für Nahrungsmittel überschritten / Bremens Umweltsenatorin Lemke: Ich glaube nicht an Tierfutterverwertung

Von Jürgen Voges

Bremen/Bonn (taz) - Ausgerechnet in Bremen, wo schon zu Beginn des Jahres ein Zug mit verstrahltem Molkepulver parken mußte, ist jetzt wieder eine Ladung verstrahlter Milchprodukte gelandet, dieses Mal allerding Milchpulver. Nach Angaben der Bremer Umweltsenatorin Eva– Maria Lemke stehen zur Zeit im Bremer Freihafen fünf Waggons mit 500 Tonnen radioaktiv belastetem Milchpulver aus Österreich, die nach Venezuela verschifft werden sollen. Erste Hinweise auf den Milch–Transit sind aus dem Bundesumweltministerium selbst gekommen. Demnach soll das Milchpulver mit etwa 1.800 Becquerel pro Kilo belastet und damit nach der entsprechenden EG–Richtlinie nicht mehr für den menschlichen Verzehr zugelassen sein. Im Gegensatz zu der Molke wird Milchpulver überwiegend für Nahrungsmittel verwendet. Nach Angaben von Senatssprecher Ostendorf ist der Bremer Senat bereits vor drei Tagen über den Transport informiert worden. Ostendorf sagte allerdings, die Belastung des Milchpulvers liege kanpp unter dem für die Verfütterung zulässigen EG–Grenzwert von 1.850 Becquerel pro Kilo. Nach Meinung der Umweltsenatorin Lemke kann man allerdings bei einem solchen Export von Milchpulver nach Venezuela „davon ausgehen, daß dies als Nahrungsmittel verwendet wird“. Der Empfänger in Venezuela habe, anders als der ägyptische Empfänger bei dem verstrahlten Molkepulver, die Abnahme des Milchpulvers fest zugesagt. Für den heutigen Montag hat die Umweltsenatorin eine Außenmessung der Radioaktivität im Milchpulver durch die Gewerbeaufsicht angeordnet. Bisher, so sagte die Senatorin, sei das Milchpulver in der Bundesrepublik noch nicht gemessen worden. Fortsetzung auf Seite 2 Solange gelte das Begleitpapier, mit dem Österreich die Fracht ausgestattet habe. Nach diesen Papieren soll das Pulver auch nach den EG–Richtlinien für den menschlichen Verzehr geeignet sein. Nach Informationen aus dem Bundesumweltministerium ist der Transport des Milchpulvers von der dort zuständigen Abteilung noch vor Amtsantritt von Umweltminister Töpfer genehmigt worden. Töpfer soll, als er von dieser Entscheidung erfuhr, nicht begeistert gewesen sein. Das Bundesumweltministerium, so die Bremer Umweltsenatorin, habe den Zoll in Passau gebeten, vor der Einfuhr das Milchpulver auf Radioaktivität zu untersuchen. Der Zoll habe dies mit der Begründung abgelehnt, daß es sich um eine Transitsendung handele.

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