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Beton für Gorleben–Schacht

■ Nach geologischen Verschiebungen mußte der Schacht mit Beton verschlossen werden / PTB schließt Abbruch des Endlagerbaus für Atommüll nicht mehr aus

Aus Hannover Jürgen Voges

Um einen Einbruch des SchachtesI Gorleben zu verhindern, haben die Endlagerbauer einen Teil ihres mühsam errichteten Bauwerkes wieder füllen müssen. Wie die Physikalisch–Technische Bundesanstalt (PTB) gestern mitteilte, wurde die kritische Zone am Schachtende auf einer Höhe von 14 Metern gänzlich mit Magerbeton gefüllt. Das Füllen dieser Zone zwischen 225 und 239 Meter Tiefe wurde nach Auskunft des amtierenden Leiters der Abteilung Sicherheit und Entsorgung der PTB, Rösel, notwendig, weil durch die Verschiebungen im Gebirge ein Bruch der Kühlmittelleitungen rings um den Schacht unmittelbar drohte. Über diese Leitungen wird der Boden in etwa acht Meter Umkreis um den Schacht gefroren gehalten. Der gefrorene Boden soll dem Schachtbau Standsicherheit geben, solange er innen noch nicht ausgebaut ist, und ein Einbrechen von Wasser verhindern. Bereits seit Sonntag hat das Bergamt in Celle das Betreten des Schachtgrundes generell untersagt, da sich in der kritischen Zone die Schachtwände weiter verformten. Weder bei der PTB noch der ausführenden Schachtbaugesellschaft gibt es ein Konzept für eine Fortführung des Endlagerbaus für hochradioaktiven Müll. Den 14 Meter dicken Betonpropfen, der nun auf dem Grunde des Schachtes sitzt, so Rösel optimistisch, „wollen wir später mit Preßlufthämmern Schicht für Schicht wieder abtragen lassen“. Der unerwartet hohe Gebirgsdruck in diesem Schachtbereich stelle zwar ein hartes technisches Problem dar, die „Arbeitsgemeinschaft Schachtbau Gorleben“ (ASG), in der die Firmen Thyssen–Schachtbau und Deilmann Haniel vertreten sind, halte dieses Problem jedoch für technisch beherrschbar. Fortsetzung auf Seite 2 Bis zur Erarbeitung neuer Konzepte ruhe auf jeden Fall erst einmal der Betrieb im Gorlebener Schacht I. Es scheint fraglich zu sein, ob der Schacht überhaupt weiter gebaut wird. Die PTB will jetzt „die vorgefundene Situation erneut geologisch bewerten“. Dabei sei sowohl die Standsicherheit des Schachtes während des Baus, als auch während des Endlagerbetriebes neu zu untersuchen. „In dieser Situation, in der weder das neue Schachtbaukonzept noch die neue geologische Bewertung vor liegt“, so sagte der PTB–Sprecher, „kann ich seriöserweise nicht ausschließen, daß der gesamte Endlagerbau abgebrochen wird“. Der Geologe Jürgen Kreusch von der hannoverschen „Gruppe Ökologie“, der sich seit langen mit dem Gorlebener Salzstock beschäftigt, kommentierte gestern die Notmaßnahmen der Schachtbauer mit den Worten: „Es bestätigt sich wieder, daß sich die Behörden aus politischen Grünen für das Endlager den Salzstock mit dem schlechtesten Deckgebirge Ausgesucht haben, den sie überhaupt nur finden konnten“. Der Gorlebner Salzstock erfülle keines der geologischen Kritierien, wie einfacher Aufbau des Deckgebirges oder durch waagerechte Schichten getrennte Grundwasserabschnitte, die man früher für ein sicheres Endlager zwingend gefordert habe. Dies hätten die jüngsten Ereignisse beim Schachtbau wiederum bewießen. Einen Bruch des Schachtbaus während des Betriebes könne nach den jetzt aufgetretenen Problemen wohl niemand mehr ausschließen. Ein solcher Unfall habe aber katastrophale Folgen, da dadurch Wasser in das bereits halbgefüllte Endlager strömen würde.

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