Sozis in Bedrängnis

■ Das Ende der oppositionslosen Zeit in NRW

Bis zum Wochenende gefielen sich viele Düsseldorfer Sozialdemokraten, wenn der Name Blüm fiel, in der Pose der Unbesiegbaren: In Dortmund als Direktkandidat gescheitert, beim Spitzensteuersatz eingeknickt, den Gewerkschaften mit dem §116 in den Rücken gefallen und, und, und... Der in NRW? Keine Chance! Wie die grünen Fundamentalisten im Entlarvungsrausch. Wenn der Trip noch lange anhält, wird das Erwachen grausam. Man kann gegen Blüm alles mögliche vorbringen, nur eins ist sicher: 100 mal attraktiver als die politische Null Bernhard Worms, der die CDU auf 36,5 ist der gebürtige Hesse allemal. Und der Parteiladen wird renoviert. Die permanente christliche Nabelschau hört auf. Das auf offenem Markt aufgeführte Intrigantenstück, das Biedenkopf zum Verhängnis wurde, wird der neue Spielleiter absetzen - oder im geheimen selbst inszenieren. Zum Sieg muß das nicht reichen, aber für den Weg nach oben ist es ein Anfang. Die Sozis säßen einem gewaltigen Irrtum auf, glaubten sie die SPD mit der CSU in Bayern vergleichen zu können. Mit der sozialdemokratischen Verankerung im Lande hat die absolute Mehrheit - anders als bei der CSU in Bayern - wenig, mit dem Mangel an einer Alternative und dem Rau–Bonus dagegen viel zu tun. Die Partei hat die Bischofsstädte ja nicht deshalb gewonnen, weil die Katholiken nun Sozis wären, sondern weil den Unentschiedenen die Rau–SPD immer noch lieber war, als der desolate CDU–Haufen. Bei der Bundestagswahl gab es trotz Rau gerade mal 45 Bayerische Verhältnisse? Nichts als ein rötlicher Traum. Einige in der SPD–Landesführung scheinen die Gefahr zu spüren. In dem Nachrichtendienst für Parteifunktionäre wird Blüm zwar vollmundig als der „ideale Gegner“ apostrophiert, aber ein paar Zeilen später wird das Ende der „oppositionslosen Zeit“ eingestanden. Blüm sei eine „Herausforderung“ an „der wir 1990 nur wachsen „ können. Negatives Wachstum nicht ausgeschlossen. Jakob Sonenschein