Neue Anzeige gegen die KWU

■ Laut Ex–Mitarbeiter illegale Beschäftigung von Leiharbeitern und Verstöße gegen Strahlenschutzbestimmungen

Aus Nürnberg Wolfgang Gast

Nachdem Anfang letzter Woche der ehemalige Stadtrat der Grünen, Dr. Theodor Ebert, das Siemens–Unternehmen beschuldigt hat, ohne atomrechtliche Genehmigung ein radiochemisches Labor zu betreiben, hat jetzt der frühere Mitarbeiter Jürgen Behnisch Anzeige erstattet. Nach den Angaben des Elektronikers sollen in der Erlanger Niederlassung illegal Leiharbeiter beim Umgang mit spaltbarem Material eingesetzt und die Bestimmungen des Strahlenschutzgesetzes nicht eingehalten werden. Behnisch war als Leiharbeiter im letzten Jahr vier Monate in der Erlanger KWU–Niederlassung tätig und im Mai 1986 mit radioaktiven Messungen beauftragt worden. Seine Forderung nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Strahlenschutzplakette hätten die Vorgesetzten abgelehnt. Als Begründung sei von ihnen angeführt worden, daß bei Leiharbeitern, die der radioaktiven Strahlung nur eine gewisse Zeit ausgesetzt wären, der Aufwand nicht lohne. Laut Behnisch sind die gleichen Messungen, die er in Erlangen vornahm, in Kalkar von TÜV–Mitarbeitern mit Dosimetern und Schutzkleidung durchgeführt worden. KWU–Sprecher Menzel bezeichnete die Anzeige als „reinen Aktionismus“. Behnisch sei nie im „heißen Bereich“ des Erlanger Betriebes tätig gewesen. Jürgen Behnisch hatte in der Vergangenheit der KWU wiederholt Unzulänglichkeiten und Schlampereien vorgeworfen. Demnach hat die KWU im letzten Jahr in einer Nacht–und–Nebelaktion bundesweit an Atomkraftwerken schadhafte Relais in den Sicherheitseinrichtungen ausgetauscht, ohne die dafür zuständigen Stellen zu informieren. Weiter hatte er behauptet, das Isoliermaterial „Sylgard“ in den Steckverbindungen der Meßinstrumente im Reaktorkern könne unvollständig aushärten, so daß dem Überwachungspersonal falsche Werte übermittelt würden. Bereits damals hatte Behnisch Verstöße bei den Strahlenschutzbestimmungen beanstandet. Die KWU hatte wegen der Behauptungen Ende letzten Jahres ein Gerichtsverfahren gegen ihn angestrengt. Es endete mit einem Vergleich, ohne daß es der KWU gelang, die Vorwürfe im wesentlichen zu entkräften.