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DDR gibt „kleiner Gruppe“ die Schuld

■ Ein Sprecher des DDR–Außenministeriums wirft westlichen Journalisten „Provokation“ vor / Erstmals wird offiziell von „einzelnen Ruhestörern und Randalierern“ gesprochen / Bonn will Konflikt möglichst klein fahren

Von Benedict M. Mülder

Berlin (taz) - Offizielle DDR– Stellen haben gestern erstmals die Pfingst–Auseinandersetzungen an der Mauer während eines Rockkonzerts vor dem Reichstag in Westberlin bestätigt. Noch am Mittwoch waren sie in der DDR– Presse mit keinem Wort erwähnt worden. Sogar die ADN–Version, die die Ereignisse als „Hirngespinste westlicher Korrespondenten“ bezeichnet hatte, wurde den Lesern vorenthalten. Gestern nun sprach ein Sprecher des DDR– Außenministeriums, Meyer, davon, daß Ostberliner Polizei lediglich „einzelne Ruhestörer und Randalierer, die die Situation ausnutzen wollten, festgestellt“ habe. Entgegen Informationen, wonach 50 Leute festgenommen worden seien, dementierte Meyer jegliche „Verhaftungen“. Er bestätigte indes, daß an Pfingsten etwa „2.000 Rock–Fans die Konzerte anhören wollten“. Meyer weiter: „Die Volkspolizei hat, wie in solchen Fällen üblich, im Bereich vor der Staatsgrenze gegenüber von Berlin (West) alle Vorkehrungen für die Gewährleistung der öffentlichen Ordnung und des Straßenverkehrs getroffen“. Entgegen „entstellenden Meldungen von BRD–Medien“ habe es keine gewaltsamen Zusammenstöße mit jungen Anhängern der Rockmusik“ gegeben. Eine kleine Gruppe, die sich mit „provozierenden Parolen im Zusammenspiel mit einigen westlichen Korrespondenten vor deren Kameras produzierte“, habe nichts mit Rock–Fans zu tun gehabt. Mit keinem Wort ging der Sprecher auf die tätlichen Übergriffe der Ostberliner Polizei gegen Journalisten ein. Aufgrund ihrer entstellenden Sensationsberichte hätten sie die Konsequenzen für ihre Haltung selbst zu tragen, meinte der Sprecher. Auch der Gesandte der DDR– Vertretung in Bonn, Glienke, der am Mittwoch ins Kanzleramt zitiert worden war, wies gegenüber dem Leiter des Arbeitsstabes Deutschlandpolitik, Düsberg, die Vorhaltungen wegen des „eklatanten Verstoßes gegen die Vereinbarungen über die Pressearbeit“ zurück. Der Protest der Bundesregierung wurde allerdings auch auf einer niedrigeren Rangstufe als zunächst vorgesehen übermittelt. Der Leiter der ständigen DDR– Vertretung, Moldt, weilte stattdessen bei Umweltminister Töpfer, nachdem zuvor das Umweltabkommen mit der DDR paraphiert worden war. Nach Ansicht politischer Beobachter in Bonn weist auch dies daraufhin, daß die Bundesregierung keine tiefgreifenden Konflikte mit der DDR anzetteln möchte und am Besuch Honeckers in der Bundesrepublik festhält. Siehe Interview auf Seite 5

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