: Vom Celler Loch zu V–Mann Mauss
■ Agent Werner Mauss mischte bei den Vorbereitungen des Celler Anschlages mit / Landesregierung wollte Zeugenaussagen kontrollieren / Zuvor war bereits ein Befreiungsversuch von Debus inszeniert worden
Aus Hannover Jürgen Voges
Verbindungen zwischen dem Anschlag des Verfassungsschutzes auf das Celler Gefängnis im Juli 1978 und dem Multiagenten Werner Mauss hat der niedersächsische Verfassungsschützer Klaus Vogt am Freitag bei seiner Vernehmung durch den parlamentarischen Untersuchungsausshuß zum Celler Loch eingestanden. Nach Aussage von Vogt lassen sich die sogenannte „Operation Emsland“, in deren Verlauf das Loch gesprengt wurde, und die von Werner Mauss konzipierte Einschleusungsaktion „Operation Neuland“ nicht klar trennen. Vogt bestätigte, daß vor dem Celler Anschlag vom Verfassungschutz noch ein weiterer Befreiungsversuch des in Celle einsitzenden Sigurd Debus fingiert wurde. V–Mann Susak wurde nach Angaben von Vogt dem niedersächsischen Verfassungsschutz von Werner Mauss 1975 als V–Mann empfohlen und warb Anfang 1978 zusammen mit V–Mann Berger in der Szene in Salzgitter für eine Befreiung von Debus aus dem Celler Gefängnis. Zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Vertretern der Landesregierung und Ausschußmitgliedern kam es am Freitag abend vor der Vernehmung des Verfassungsschützers Manfred Borrak, der V–Mann–Führer von Manfred Berger war und gleichzeitig in seiner Burgdorfer Privatwohnung jahrelang die „niedersächsische Residentur“ des Agenten Werner Mauss unterhielt. Borrak war zur Vernehmung in öffentlicher Sitzung geladen, brachte aber nur eine Aussagegenehmigung für eine vertrauliche Vernehmung mit. Die CDU/FDP– Ausschußmehrheit stimmte schließlich einer nichtöffentlichen Vernehmung zu. Der Zeuge Borrak verweigerte dann in vielen Details die Aussage und hatte so viele Erinnerungslücken, daß die SPD–Vertreter im Ausschuß seine Vernehmung schließlich resigniert abbrachen.
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