: Rationalisierung beim Paketdienst der Bundespost
■ Schwarz–Schilling verspricht für die „gelbe“ Post das Blaue vom Himmel: Sanierung ohne Entlassungen, Service–Verschlechterung und Gebührenerhöhung
Bonn (ap/dpa) - Bundespostminister Christian Schwarz–Schilling (CDU) hat einschneidende Rationalisierungsmaßnahmen beim Paket– und Päckchendienst der Bundespost angekündigt, um die in diesem Bereich anfallenden Milliardenverluste zu vermindern. Bei der konstituierenden Sitzung des neuen Postverwaltungsrates versicherte der Minister am Montag in Bonn zugleich, weder sollten Dienstleistungen eingeschränkt werden, noch werde es zu Entlassungen kommen. Auch die Erhöhung von Postgebühren schloß der Minister vorerst aus. Schwarz–Schilling sagte, im Jahr 1986 habe das Defizit im Be reich der „gelben“ Post 2,2 Milliarden Mark betragen; die Tendenz sei weiter steigend. Aus den Gewinnen im Fernmeldewesen könnten die Verluste auf längere Sicht nicht ausgeglichen werden, ohne die Innovationskraft der Post nachhaltig zu schwächen. Besonders für den Paket– und Päckchendienst seien „einschneidende neue Konzepte“ erforderlich. Als einzige Verbesserung für die Kunden wurde das „Wirtschaftspaket“ vorgestellt, bei dem auf Haftungs– und Einlieferungsnachweis verzichtet wird. Die Kostenunterdeckung aus dem sogenannten Kleingutbereich sei inzwischen auf 1,5 Milliarden Mark gestiegen. „Um zu verhindern, daß hieraus eine existentielle Bedrohung der gesamten Postdienste erwächst, muß ich Maßnahmen durchführen, die zur wirtschaftlichen Konsolidierung dieser Dienstzweige unabdingbar sind“, sagte Schwarz–Schilling. Wegen der starken Konkurrenz, in der die Post im Kleingutbereich mit anderen Dienstanbietern stehe, seien Gebührenerhöhungen praktisch ausgeschlossen. Deshalb bleibe nur der Weg, die Kosten zu senken. Schwarz–Schilling kündigte eine Verminderung der Zahl der Paket– und Päckchenbearbeitungsstellen, Verbesserungen bei Betriebsabläufen und die Verbesserung der Arbeitsproduktivität an. Die Kooperation der Post mit dem privaten Speditionsgewerbe solle ausgebaut und die Zusammenarbeit zwischen Bahn und Post an die veränderten Bedingungen des Güterverkehrsmarktes angepaßt werden. Ferner müßten die Verwaltungskosten gesenkt werden. Die Rationalisierung bedeute „natürlich auch eine Absenkung des derzeitigen Personalbedarfs“. Es sei jedoch „sicher, daß es im Laufe der vier bis fünf Jahre dauernden Umstellung zu keinen Entlassungen in den Postdiensten kommen wird“, betonte Schwarz–Schilling. Der Personalminderbedarf solle durch die Fluktuationsquote ausgeglichen werden. Der dem Deutschen Beamtenbund zugehörende Deutsche Postverband kündigte Widerstand gegen die Pläne zur Sanierung des Kleingutdienstes an.
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