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Bundeskrankheitsamt

■ Chemische Reinigungen giften weiter

Schon wieder hat uns die Chemisierung des Alltags eingeholt: Jahrzehntelang dämpften die chemischen Reinigungen arglos und unbeobachtet an jeder Straßenecke vor sich hin. Jetzt stehen sie im Verdacht, ihre Anwohner mit Perchloräthylen zu verseuchen: Der Stoff ist krebserregend und erbgutschädigend. An immer neuen, völlig überraschenden Anwendungsecken steckt uns die Chemie die Zunge heraus. Bundesgesundheitsamt und Berlins Gesundheitssenator Fink machen in dieser Situation das Naheliegende: gar nichts! Abwarten, Experten hören, Untersuchungen in Auftrag geben, die bekannte Palette. Man kann ja schließlich nicht die chemischen Reinigungen schließen lassen oder die Anwohner evakuieren. Die Gesundheitsgefahren werden also neu „bewertet“, aber gleichzeitig vorab schon mal bestritten: Eine „generelle“ (?) Gesundheitsgefahr bestehe nicht, räuspert sich das BGA in Berlin. Man weiß nichts, aber man weiß es besser. Von Gesundheitsvorsorge, von der Verpflichtung, im Zweifel jedes Risiko auszuschließen, keine Spur. Ob Formaldehyd, Rußpartikel aus Dieselautos, Ausdampfungen durch Holzschutzmittel - auf das BGA ist Verlaß. Es läßt Gesundheitsgefahren so lange be–wissenschaften, untersuchen, neu bewerten, bis sie sich in der dünnen Luft des BGA–Gesundheits–Towers in der Thielallee in nichts aufgelöst haben. Wenn die Konsequenzen, die man aus chemischen Belastungen ziehen müßte, bis zu Verboten und Betriebsschließungen reichen, ist es eben allemal opportuner, statt der Gift–Dämpfe deren toxikologische Bewertung in den Griff zu bekommen. Dafür steht das BGA. Manfred Kriener

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