Spannung zwischen Paris und Teheran

■ Gesuchter Iraner war in der Botschaft seines Landes / Kontrollen vor dem Botschaftsgebäude in Paris

Paris/Berlin (afp/taz) - Nachdem Iran und Großbritannien kürzlich ihre diplomatischen Vertretungen im jeweils anderen Land weitgehend reduziert hatten, steht jetzt ein Krach zwischen Teheran und Paris ins Haus. Im Mittelpunkt der neuerlichen Affaire steht Wahid Gordji, der als Nummer Zwei der iranischen Botschaft in Paris gilt. Er wird seit mehreren Wochen gesucht, da er als Zeuge in den Ermittlungen über die Anschläge auf Kaufhäuser im vergangenen Jahr gehört werden soll. Wie Regierungssprecher Baudouin am Donnerstag mitteilte, habe sich Gordji in seine Vertretung geflüchtet. Der Sprecher vermochte jedoch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er sich noch dort aufhält. Daher kontrolliert die Polizei seit Dienstag alle Personen, die das Gebäude betreten oder verlassen. Die Regierung in Teheran reagierte umgehend auf die Kontrollen vor ihrer Vertretung: Iranische Polizisten umstellten das Gebäude der französischen Botschaft in Paris, die offizielle Nachrichtenagentur IRNA sprach von „schweren Beschuldigungen“ gegen einen Botschaftsangehörigen, und Ministerpräsident Musawi drohte gar mit einer Reaktion der „Kräfte des Volkes“, sollte Frankreich weiterhin iranische Bürger und Diplomaten unter Druck setzen. Dabei hatte sich die Regierung in Paris, die im Golfkrieg den Irak mit Waffenlieferungen unterstützt, innerhalb des letzten Jahres tatkräftig bemüht, ihre Beziehungen zu Teheran wieder zu verbessern. Im Zuge dieses Prozesses hatte der Führer der oppositionellen iranischen Volksmudjaheddin, Massoud Radjawi, Frankreich verlassen müssen. Die jüngste Affaire zeigt, daß auch eine politische Annäherung an die Islamische Republik deren Praktiken keinen Abbruch tut. In diesem Zusammenhang müssen auch die jüngsten Warnungen des iranischen Außenministers Velayati an die Bundesregierung gesehen werden. In einem Interview mit der Neuen Osnabrücker Zeitung erklärte er, wenn Bonn gute Beziehungen zu Teheran wünsche, sollten die Deutschen jenen iranischen Terroristen, die in ihrem Land Tausende umbegracht hätten, kein Asyl gewähren. Damit dürften ebenfalls die Volksmudjaheddin gemeint sein. Die BRD hatte vor drei Jahren auf eine Vorreiterrolle gespielt, als Genscher als erster westeuropäischer Außenminister nach der totalen Machtübernahme der Khomeini–Fraktion den Iran besucht hatte. bs