: D O K U M E N T A T I O N Ein „Symbol für Demokratie“
■ Tischrede von Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher am 13. April 1987 in San Salvador
„Dieser erste Besuch eines Außenministers der Bundesrepublik Deutschland in El Salvador ist der Besuch eines Freundes in schwieriger Zeit. Wir Deutschen kennen das Ausmaß der Schwierigkeiten, die Sie zu bewältigen haben. Sie, Herr Präsident, sind weit über die Grenzen Ihres Landes hinaus zu einem Symbol des Kampfes gegen die Diktatur und für die Demokratie geworden. Sie sind Garant des Ringens um die Festigung der Demokratie und den Schutz der Menschenrechte. Nach fünf Jahrzehnten der Diktatur haben Sie Ihrem Volk neue Hoffnung gegeben. Unser Respekt und unsere Anerkennung gilt der großen staatsmännischen Leistung, mit der Sie, Herr Präsident, in Ihrem Land für Demokratie und Menschenwürde eintreten und der Entschlossenheit und Beharrlichkeit, mit der Sie allen Widerständen zum Trotz auf diesem Wege weitergehen. Unser Besuch ist auch Ausdruck der Solidarität Ihrer deutschen Freunde in einer Zeit dringender politischer und wirtschaftlicher Probleme, die durch die schwere Naturkatastrophe des vergangenen Jahres noch verschärft worden sind.(...) Soziale Gerechtigkeit ist ein Unterpfand einer menschlichen Gesellschaft. Die Spuren, die Diktatur und soziale Ungerechtigkeit hinterlassen, sind tief. Ihr Bemühen, Herr Präsident, um soziale Reformen sind die Antwort darauf. Sie sollen jedoch wissen, daß Sie in dieser schweren Stunde nicht alleine stehen. In Ihrem Engagement für Demokratie und für die bürgerlichen und sozialen Menschenrechte können Sie auf die Solidarität der Deutschen und unserer Partner und Freunde in der Europäischen Gemeinschaft zählen.(...) Wir wissen, daß eine Politik des Friedens nach außen nur möglich ist, wenn im Inneren der Staaten der Dialog aller politischen Kräfte nicht vom machtmonopol einer einzigen politischen Kraft unterdrückt wird. Deshalb ist es so wichtig, daß der Contadora–Prozeß, den wir Europäer begrüßen und unterstützen, auch Elemente innenpolitischer Versöhnung eines internen Interessensausgleiches enthält. Der Plan des Präsidenten von Costa Rica will dazu beitragen. Zentralamerika braucht endlich Frieden, damit es sich zum Wohle seiner Menschen entwickeln kann. Sie, Herr Präsident, leisten zu diesem Ziel wichtige Beiträge. Ich wünsche Ihnen, daß die Politik der inneren und äußeren Aussöhnung des Landes Früchte trägt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen