: Die neue Sensibilität
■ Unfall–Serie mit Tanklastern
Die „Kette von schweren Unfällen mit Tanklastwagen reißt nicht ab“, meldet dpa im unheilschwangeren Ton und berichtet über zwei neue Lkw–Unfälle mit heißer Ware. Was als zufällige, schicksalhafte Verkettung dargestellt wird, ist in Wahrheit „Business as usual“ - Tanklaster–Alltag. Bei 27.000 zugelassenen Tanklastern, von denen Tag und Nacht mehr als 5.000 unterwegs sind, verunglückten im Jahresmittel knapp 300 Fahrzeuge, also fast täglich ein Unfall. Das war so und das ist so. Doch die Katastrophe von Herborn hat die Antennen neu ausgerichtet. Tanklaster haben Konjunktur, die „normalen“ Unfälle treffen auf eine unsensibilisierte Öffentlichkeit, die plötzlich aufgeschreckt zur Kenntnis nimmt, was sonst unter „Vermischtes“ auf dem Informationsmüllhaufen landet. Wir hatten den gleichen Effekt nach Sandoz. Der Rhein–Gau hat für Wochen jede umgefallene Milchkanne am Rhein zum Ereignis gemacht. In diesem Klima kam es dann zu einer geheimnisvollen „Störfall–Serie“ bei allen großen Chemie–Konzernen. Der sonst ignorierte chemische Pannen–Alltag am Rhein wurde unversehens zum Skandal. Inzwischen ist wieder Ruhe am Rhein eingekehrt, und in einigen Tagen werden auch die Tanklaster in den Gefahrgütern noch bessere Bedingungen: Künftig können also noch mehr Tanklaster noch schneller als mobile Bomben durch die Republik brettern - bis zum nächsten Crash. Manfred Kriener
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