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Opel: Katalysator vorschriftsmäßig

■ Nach der Strafanzeige der Grünen gibt sich der Rüsselsheimer Auto–Hersteller als Unschuld vom Lande im Katalysator–Skandal / Verband der Autoindustrie sieht Vorwärtsverteidigung vor und verteidigt die Tricks

Von Manfred Kriener

Berlin (taz) - Mit einem dubiosen Dementi hat die Opel AG am Montag abend in die Affäre um die manipulierten Auto–Katalysatoren eingegriffen. Der Rüsselsheimer Auto–Hersteller wies den Vorwurf, daß bei hohen Geschwindigkeiten und starken Beschleunigungen der Katalysator durch eine Trickschaltung ausgeknipst werde, als „haltlos“ zurück. Opel berief sich dabei auf Messungen des TÜV Essen „zur Erlangung der allgemeinen Betriebserlaubnis“. Bei diesen Messungen sei eine einwandfreie Funktionstüchtigkeit des Katalysators festgestellt worden.– Er entspreche in allen Einzelheiten den Vorschriften. Die Grünen, die am Montag der Presse ihren fraktionseigenen und katalysatormanipulierten „Opel Omega“ vorgestellt hatten, konterten das Opel–Dementi mit dem Hinweis auf die Praxis des TÜV, der bei der allgemeinen Betriebszulassung einen Fahrzyklus prüfe, in dem hohe Geschwindigkeiten und Vollast gar nicht enthalten seien. Der Grünen–Abgeordnete Jochen Braucher verwies außerdem auf die eigenen Messungen, mit denen die Funktionsmängel des Katalysators nachgewiesen worden seien. Brauer: „Wir haben die Werte schwarz auf weiß vorliegen.“ Danach betrug z.B. der Ausstoß von Kohlenmonoxid des „Omega“ bei Vollast 46,2 Gramm pro gefahrenen Kilometer. Der Grenzwert der in dieser Klasse geltenden US– Norm liegt bei 2.1 Gramm. Eine satte Überschreitung auch bei Kohlenwasserstoff: Der Grenzwert beträgt 0,25 Gramm/km, der Opel pustete bei Vollast 0,97 Gramm aus dem Auspuff. Mit ihrem Dementi hat sich die Opel–AG in Gegensatz zum eigenen Verband der Automobilindustrie (VDA) gestellt. Anders als Opel hat sich der VDA zur Vorwärtsverteidigung entschlossen und die Katalysator–Trickserie offensiv verteidigt. Dadurch sei ein Absinken der Motorleistung verhindert worden. „Motorleistung in kritischen Situationen bedeutet aber einen Sicherheitsgewinn“, heißt es in einem VDA–Argumentationspapier zum Kat–Skandal. Kat–Autos mit reduzierter Motorleistung wären außerdem weniger attraktiv, „was nun wirklich nicht im Interesse des Waldes liegt“. Unglaubwürdig wird das Opel– Dementi auch angesichts der Aussagen des TÜV–Bayern, der die Katalysator–Manipulationen amtlich bestätigt hat. Die Grünen erhoben gestern auch Vorwürfe gegen die Firma Bosch. Bosch habe mit den Autofirmen eng zusammengearbeitet und die Trickschaltungen ermöglicht.

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