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Abgas–Nebel

■ Der Streit um die Katalysatoren

Blickt noch jemand durch im Katalysatorstreit? Lambda–Sonde, geregelter Kat, Anfettung, Drosselklappe, Sicherheitsreserve, Grenzwerte, Fahrzyklen, Vollast und Halbmast, Dreiwege und Holzwege, Abgase und Nebel reichlich. Katalysatorismus als letztes Stadium des Automobilismus! Ein paar armselige Fakten: Es gibt keinen einzigen Grund, die Katalysatoren durch die Trickschaltungen in ihrer Funktion als Gift–Filter zu beeinträchtigen. Es ginge nicht nur ohne, es geht auch ohne, wie die älteren Kat–Fahrzeuge von VW und Audi beweisen. Sie besitzen nämlich keine Trickschaltung. Bis dato ist aber nicht bekannt geworden, daß diese Fahrzeuge durch das Nichtvorhandensein irgendwelcher Sicherheitsreserven besonders virulent ins Unfallgeschehen verwickelt sind, noch daß deren Motoren durch mangelhafte Kühlung rotglühend und Trabi–gleich die Autobahn–Streifen zieren. Inzwischen wird das Schadstoff–Problem arithmetisch bereinigt: Viel Gift bei Vollgas, wenig bei Normal–Gas gibt einen hübschen Mittelwert im Normbereich. Wen interessieren da noch die Vorschriften? Die Kat–Misere ist keine Katastrophe. Die besteht eher darin, daß der Katalysator nur in der Luxus– Klasse Vorschrift ist. Skandalös aber bleibt, wie schnell und devot das Kraftfahrtbundesamt der Autoindustrie zu Hilfe eilt und Entwarnung bläst, wie man die Vorschriften biegt und wendet, wie man eine völlig unnütze Manipulation am Kat verteidigt, die vor allem eine Funktion hat: die Kisten sollen mit Katalysator genauso „flott“ fahren wie ohne. Man kann die Argumentation der Autolobby allerdings auch umdrehen. Wenn die Katalysatoren bei hohen Geschwindigkeiten nicht mehr voll funktionieren, dann lassen wir sie doch ganz einfach langsamer fahren. Zum Beispiel durch ein Tempolimit! Manfred Kriener

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