: Kriminaltango im Landkreis Kusel
■ Leiter der Schutzpolizeiinspektion wegen Schlägerei auf einem Volksfest in Zwangsurlaub / Dienstordnungsrechtliche Verfahren gegen mehrere Beamte / „Ansehen der Polizei geschadet“
Aus Kusel Max Holz
Kusel(taz) - Gegen acht von 47 Polizeibeamten der Kuseler Schutzpolizeiinspektion, darunter auch den Leiter, hat der Landrat in Kusel jetzt dienstordnungsrechtliche Verfahren eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern ermittelt seit Wochen gegen drei Kuseler Polizisten wegen des Verdachts der Körperverletzung und Beleidigung. Sie sollen auf dem Kuseler „Hutmacherfest“ mehrere Besucher zum Teil krankenhausreif geschlagen haben. Ein 24jähriger Mann gab an, nach kurzem Wortwechsel mit drei Zivilisten verprügelt worden zu sein. Eine Frau soll mit den Fäu sten so malträtiert worden sein, daß sie in der Uniklinik in Homburg behandelt werden mußte. Andere schon am Boden liegende Passanten sollen die offenbar betrunkenen Ordnungshüter ins Gesicht getreten haben. Unter den drei Schlägern befand sich auch der Leiter der Schutzpolizeiinspektion. Als die Verprügelten die Vorkommnisse auf dem Polizeirevier anzeigen wollten, setzte man sie vor die Tür. Jetzt hat der Kuseler Landrat Winfried Hirschberger „nach Akteneinsicht“ dienstordnungsrechtliche Verfahren gegen die Polizisten eingeleitet. Zwei der schlagenden Beamte wurden an andere Dienststellen versetzt. Den Polizeichef schickte der Landrat in „dienstlichen Zwangsurlaub“. Gegen fünf Beamte, die damals auf dem Revier Wache geschoben hatten und die Strafanzeigen nicht aufnehmen wollten, wird inzwischen ebenfalls wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt ermittelt. Ein Sprecher der Kreisverwaltung Kusel sagte gegenüber der taz, die Vorwürfe seien „so gravierend“ und der Verdacht gegen die Beamten habe sich „erhärtet“, so daß man „diese Maßnahmen für ratsam erachtet“ habe. Die „ungeheuerlichen Vorgänge“ wolle man ganz und zügig aufklären, da „sie dem Ansehen der Polizei schwer geschadet“ hätten.
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