: Nicaragua reagiert taktisch auf Reagan–Plan
■ Ortega fordert die Wiederaufnahme direkter Verhandlungen mit den USA / Reagans Nicaragua–Plan zur Einstellung der Waffenhilfe an die Contra für Nicaragua nicht annehmbar / „Humanitäre“ Contra–Finanzierung soll nicht eingestellt werden
Aus Managua Ralf Leonhard
Mit diplomatischem Geschick hat Nicaraguas Regierung am Mittwoch auf eine Initiative aus Washington reagiert, die die Sandinisten zu Verhandlungen mit den Contras zwingen und den Gipfel der zentralamerikanischen Präsidenten in Guatemala zum Scheitern bringen soll. Der Plan, der offenbar im Kapitol geschmiedet und von Präsident Reagan angenommen wurde, sieht einen Waffenstillstand in Nicaragua „unter akzeptablen Bedingungen für die Beteiligten“ vor und verlangt, daß mit der darauffolgenden Einstellung der US–Waffenhilfe (nicht der „humanitären“) für die Contra auch aller militärischer Nachschub für Nicaragua aus der UdSSR, Kuba und anderen kommunistischen Staaten ausbleiben soll. In einer weiteren Phase soll der Abzug von ausländischen Militärberatern aus der Region und die Reduzierung der Armeen diskutiert werden. Gleichzeitig soll in Nicaragua ein „Plan der Versöhnung und des Dialoges zwischen den nicaraguanischen Staatsbürgern“ in Kraft treten, wobei die bewaffneten Contras nicht ausgeschlossen werden dürfen. Sollte die nicaraguanische Regierung auf den Vorschlag nicht eingehen, würde Reagan am 30. September weitere 130 Millionen Dollar für seine Schützlinge, die Contras, beantragen. Die US–Botschaft in Guatemala ließ den Plan an die Außenminister Zentralamerikas verteilen, die dort die letzten Vorbereitungen für den Präsidentengipfel vom 6. und 7. August trafen. Nach dem Wunsch Reagans sollen „Elemente“ seines Plans auf dem Gipfel diskutiert werden, wo der Friedensplan des costaricanischen Präsidenten Arias zentraler Punkt der Tagesordnung ist. Der Arias– Plan, der davon ausgeht, daß die Contra politisch und militärisch geschlagen ist, legt das Schwergewicht auf Sicherheitsfragen und innere Demokratisierung in allen Staaten. Wenige Stunden vor seinem Abflug nach Guatemala trat Präsident Daniel Ortega in Managua mit der offiziellen Stellungnahme seiner Regierung an die Öffentlichkeit und wies die Aufforderung der USA, zu ihren Bedingun gen zu verhandeln, zurück. Er erklärte sich im Namen der Regierung dazu bereit, jederzeit und ohne Vorbedingungen „in Managua, Washington oder einem dritten Land“ mit der US–Regierung direkt über Reagans Initiative, aber auch die nicaraguanischen Friedenspläne zu diskutieren. Nicaragua bemüht sich seit langem um die Wiederaufnahme des Dialogs mit den USA, der im Jahre 1985 nach mehreren fruchtlosen Gesprächsrunden von Washington abgebrochen worden war. „Eine Ablehnung dieses Dialogs“, so schloß Ortega, „würde klarmachen, daß die Reagan–Regierung mit ihrer Initiative die Friedensbemühungen der Region und der Contadora–Gruppe boykottieren will“.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen