CDU–Strategie: „Streit heuchlerisch“

■ CDU–Berater Streithofen rechnet mit Parteienhader ab: „Opportunistisches Gerede beherrscht die Szene“ / Streithofen sieht keine grundsätzlichen Differenzen in der Union / Kohl–Kritiker in die Schranken gewiesen

Berlin (taz) - Dem von Edmund Stoiber erhobenen Anspruch eines „Lordsiegelbewahrers“ für das wahre CDU–Erbe wie auch den CDU–Attacken auf die bayerische Schwesterpartei ist der Berater führender CDU–Politiker, Dr. Heinrich Streithofen (CDU), entgegengetreten. In einem Gespräch mit der taz über den Richtungsstreit in der Union meinte der Leiter des Bonner Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V.: „Ich sehe keine grundsätzlichen qualitativen Differenzen. Das ist ein Streit um Methoden, mehr nicht.“ Wenn Strauß die Folter als „unfeine Methode“ bezeichnet habe, so sei dies eine „unglückliche Formulierung“, betonte der Pater. Strauß sei aber genauso gegen Folter wie Blüm. Streithofen meinte, man müsse alles tun, um den 14 inhaftierten Chilenen zu helfen, „doch statt wirklicher Hilfe beherrscht opportunistisches Gerede die Szene“. Gleichwohl bescheinigte er Blüm als „Mann zum Anfassen“ eine „ungeheure Integrationskraft“. Zugleich nahm er Kanzler Kohl in Schutz, nicht Geißler, sondern Kohl halte die CDU zusammen. „Frau Süssmuth und Herr Töpfer sind Begabungen für bestimmte Sektoren, mehr nicht.“ Plänen, die CSU bundesweit zu etablieren, erteilte er eine barsche Absage. Am Vortage hatte Ministerin Süssmuth der CSU noch vorgeworfen, sie bedrohe die „Gemeinschaft von CDU und CSU gewollt“. Die Ministerin, die laut Stoiber erstmals „absurd und hanebüchen“ öffentlich Stellung nahm, hatte deutlich gemacht, daß es der CDU nicht um Anpassung an den Zeitgeist gehe, sondern um notwendige Veränderungen. Der Bundesvorsitzende der Jungen Union, Böhr, hat vor einem „programmatischen Stillstand in der CDU“ gewarnt. Die Partei habe viel zu lange Themen vernachlässigt, die gerade junge Leute besonders interessierten. Über den Termin eines Programmparteitages herrschen in der CDU aber unterschiedliche Vorstellungen. Während Teile der Partei, so der RCDS, den November favorisieren, sprach Böhr von einem Termin im Frühjahr. bmm Interview auf Seite 5