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Grüne Stadtdezernentin in Mafia–Hochburg

■ In Palermo wurde Grüne zur Stadtdezernentin gewählt Bündnis von Alternativen und Christdemokraten

Aus Rom Werner Raith

Ausgerechnet in der frauenfeindlichsten Region des Landes, ausgerechnet in der Mafia– Hochburg Palermo, ausgerechnet zusammen mit den früher traditionell mafianahen Christdemokraten ist es den italienischen Grünen geglückt, den ersten Stadtdezernenten–Posten für sich zu vereinnahmen und noch dazu eine Frau dort zu plazieren: Letizia Battaglia, Fotografin, Mitbegründerin des Frauenverlags „La Luna“ und einzige grüne Stadträtin wurde zur Ressortchefin eines „Assessorates für die gemeindlichen Parks und Gärten“ gewählt, das angesichts der spekulationshungrigen Mafia–Baufirmen der Stadt das wohl wichtigste Amt ambientalistischer Art. Die Bildung einer neuen Stadtregierung war notwendig geworden, weil Italiens Sozialisten, getragen vom Erfolg bei den Parlamentswahlen, reihenweise im ganzen Land die Rathauskoalitionen mit den Christdemokraten aufkündigen, um bessere Bedingungen für sich auszuhandeln. In Palermo war es für die Sozialisten sogar existenziell wichtig, neue Posten zu besetzen, hatten sie doch ungeniert Wahlempfehlungen durch hochrangige Mafiosi für ihre Partei hingenommen. Doch in einer Gewaltanstrengung son und so landeten die Sozialisten ohne Amt und Pfründe auf den Oppositionsbänken. Zu den von der neuen Koalition akzeptierten Grundbedingungen der Grünen gehören der sofortige Stopp der Zubetonierung der Küste, die Nicht–Bebauung des sagenumwobenen Monte Pellegrino, das absolute Tabu einer Verringerung kommunaler Parks und ein umfangreiches Beschäftigungsprogramm für Jugendliche.

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