: I N T E R V I E W Laufende Vertuschung
■ Hannes Kempmann (Die Grünen) verlangt einen Untersuchungsausschuß zum Endlagerbau
taz: Die BI Lüchow–Dannenberg hat einen ganzen Stapel offizieller Dokumente zum Gorlebener Schachtbau der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wo liegt die Brisanz dieser Papiere? Hannes Kempmann: Diese Papiere belegen, daß sich seit der Benennung des Standortes Gorleben bis zum Unfall ein roter Faden durch das Vorgehen von Behörden, Landesregierung und Betreibern zieht: Alle wichtigen Entscheidungen wurden nicht nach wissenschaftlichen bzw. sicherheitstechnischen Kriterien gefällt. Die Papiere belegen, daß vielfach Warnungen von Gutachtern in den Wind geschlagen wurden. Sie belegen die unerträgliche Kumpanei zwischen PTB, DBE und der Landesbehörde, Bergamt Celle, die zu dem tödlichen Unfall geführt hat. Wir fordern natürlich jetzt eine rückhaltlose Aufklärung. Und nachdem der Unterausschuß Grubensicherheit immer über die Ursachen des Schachtunglücks belogen worden ist, wie die Papiere beweisen, kann eine solche Aufklärung nur noch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß leisten. Was könnte denn ein solcher Untersuchungsausschuß zusätzlich ans Licht bringen? Es gibt eine Reihe von Mitarbeitern, die sehr genau über die Unregelmäßigkeiten beim Bauvorhaben Endlager Gorleben Bescheid wissen und die wahrscheinlich auch reden würden, wenn sie offiziell vernommen werden. Uns liegen über die Papiere hinaus Hinweise auf weitere Unregelmäßigkeiten vor, insbesondere bei der Auswertung der Bohrproben. Auch SPD–Oppositionsführer Schröder hat im Landtag bereits einen Untersuchungsausschuß angedroht, falls das Vertuschen über die Vorgänge in Gorleben weitergeht. Die vorgelegten Dokumente beweisen, daß dieses Vertuschen weitergegangen ist. Auch nach dem Unfall wurde noch der Landtag belogen, so zum Beispiel über die Ursachen der ersten Unfälle im Schacht.
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